Der Fallschirmjäger ist schon der 28. Bundeswehrsoldat, der seit 2002 ums Leben gekommen ist.

Berlin/Kabul. Beim bislang schwersten Anschlag auf deutsche Soldaten in Afghanistan ist gestern ein 29 Jahre alter Fallschirmjäger der Bundeswehr ums Leben gekommen. Drei weitere Soldaten seien verletzt worden, sagte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in Berlin.

Er nannte den Angriff auf die Patrouille im Süden des Bundeswehrlagers in Kundus einen "feigen hinterhältigen Anschlag". Richard Blanchette, Sprecher der Schutztruppe Isaf, sagte: "Das Leben des Soldaten wurde genommen, während er dem afghanischen Volk half, eine bessere Zukunft aufzubauen."

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich "tief erschüttert" über den Vorfall.

Jung forderte, der Angriff dürfe Deutschland nicht von der Aufgabe abbringen, zur Stabilität Afghanistans beizutragen. Das Land dürfe nicht wieder zum "Ausbildungscamp des Terrorismus" werden, fügte Jung hinzu. Die vier Soldaten gehörten zum Fallschirmjägerbataillon 263 aus Zweibrücken in Rheinland-Pfalz. Der "perfide" Anschlag erfülle ihn mit "tiefem Entsetzen", erklärte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und SPD-Chef Kurt Beck in Mainz.

Nach Angaben der Isaf explodierte eine Sprengfalle neben der Patrouille. Mit dem Tod des deutschen Hauptfeldwebels stieg die Zahl der in diesem Jahr in Afghanistan getöteten Nato-Soldaten laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf 187. Bislang sind in Afghanistan 28 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, zwölf von ihnen bei Angriffen, die übrigen bei Unfällen oder durch andere Ursachen.

Deutsche Sicherheitskräfte in Afghanistan sind in jüngster Zeit verstärkt Zielscheibe von Gewalttaten. Anfang August verletzte ein Selbstmordattentäter rund 35 Kilometer südlich von Kundus drei Bundeswehrsoldaten. Im März waren bei einem Attentat auf ein Wiederaufbauteam nahe der Stadt Kundus zwei deutsche Soldaten schwer und ein weiterer leicht verletzt worden.

Anfang vergangener Woche waren zehn französische Nato-Soldaten getötet und 21 weitere verletzt worden, als ihr Konvoi östlich von Kabul angegriffen wurde. Die Familien der getöteten Franzosen können Mitte September nach Afghanistan fliegen, um "ihre Trauerarbeit zu beginnen", wie der französische Präsident Nicolas Sarkozy sagte. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner meinte trotz der anhaltenden Kämpfe, es handle sich nicht um einen Krieg in Afghanistan, sondern um einen Friedenseinsatz.

Die Taliban in Afghanistan gehen derweil immer brutaler gegen westliche Soldaten und Helfer vor. Einem Bericht der Wochenzeitung "Le Canard Enchaîne" nach wurden vier der Franzosen erst gefangen und anschließend kaltblütig ermordet. Das Blatt wiederholte damit Angaben aus der angelsächsischen Presse von der vergangenen Woche. Verteidigungsminister Herve Morin hat diese Berichte allerdings strikt dementiert.

Einen Tag nach seiner Entführung in Afghanistan wurde gestern ein japanischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation tot aufgefunden. Die Leiche weise mehrere Schusswunden auf, sagte der Gouverneur des östlichen Bezirks Kus Kunar, Malim Maschuk. In diesem Bezirk war der 31-jährige Helfer am Dienstag verschleppt worden, als er sich ein Bewässerungsprojekt ansehen wollte. Zu der Entführung des Japaners hatten sich ebenfalls die radikalislamischen Taliban bekannt. Die Vereinten Nationen haben indessen den Tod von 90 Zivilisten, darunter 60 Kinder, bei einem US-Luftangriff in der westafghanischen Provinz Herat bestätigt. Eine UN-Untersuchungskommission kam damit zum gleichen Ergebnis wie ein entsprechendes Gremium, das die afghanische Regierung eingesetzt hatte.