Das Verhältnis der Deutschen zur militärischen Gewalt ist, historisch bedingt, zwiespältig. Modellhaft steht dafür der Parade-Bayer Franz Josef...

Das Verhältnis der Deutschen zur militärischen Gewalt ist, historisch bedingt, zwiespältig. Modellhaft steht dafür der Parade-Bayer Franz Josef Strauß, der erst tönte: "Jedem Deutschen, der noch einmal ein Gewehr in die Hand nimmt, soll der Arm abfaulen", bevor er Verteidigungsminister wurde. Dass deutsche Kampftruppen am Hindukusch stehen müssen, wo nicht unmittelbar deutsche Sicherheitsinteressen berührt sind, ist in unserem Volk zunehmend umstritten. Die Akzeptanz wird kaum gestärkt werden durch die niederschmetternde Nachricht, dass ein junger deutscher Soldat einem heimtückischen Attentat zum Opfer gefallen ist - mehr als sechstausend Kilometer von der Heimat entfernt. Die Deutschen zwischen Flensburg und Rosenheim können zwar gar nicht umhin, ihre ganze Solidarität und Sympathie jenen jungen Menschen zukommen zu lassen, die sich in Afghanistan der mörderischen Intoleranz der Taliban entgegenstemmen. Doch Zweifel sind angebracht, ob der Westen das richtige Rezept zur Befriedung des archaischen Landes besitzt.

90 Zivilisten starben jetzt wieder bei einem US-Luftangriff, mindestens tausend zivile Tote sind es allein schon in diesem Jahr. Das schürt Hass auch unter den Moderaten, zerstört das Vertrauen in die Rechtswerte des Westens und treibt den Taliban neues Kanonenfutter zu. Und zehn französische Soldaten starben wohl auch deshalb in einem Hinterhalt der Taliban, weil ihre beiden Aufklärungshubschrauber zum Schutz des afghanischen Präsidenten Karsai abgestellt waren, dessen Macht kaum über Kabul hinausreicht. Die Afghanistan-Mission, die vielleicht über die Zukunft der Nato entscheiden könnte, droht zu einem tödlichen Risiko auch für deutsche Soldaten zu werden. Es ist höchste Zeit, dass unsere Regierung die enormen Gefahren dieser Unternehmung ungeschönt darstellt.