Hamburg. Ein unerwünschtes Geburtstagsgeschenk für Attac. Heute, am zehnten Jahrestag ihres Bestehens, beginnt in Rom die Uno-Welternährungskonferenz. Am 3. Juni 1998 in Frankreich gegründet, hat die globalisierungskritische Organisation Attac heute 90 000 Mitglieder.

In Rom findet die Geburtstagsparty auf keinen Fall statt. Denn außer "vollmundigen Erklärungen" sei von den dreitägigen Gesprächen kaum etwas zu erwarten, sagt Jutta Sundermann, Mitglied des Attac-Koordinierungskreises. Nicht nur die Teilnahme von Simbabwes Staatschef Robert Mugabe, der Versorgungsengpässe in seinem Land selbst mit zu verantworten hat, schadeten der Glaubwürdigkeit. Zynisch sei auch die Politik der teilnehmenden internationalen Organisationen, vieler Regierungschefs und der EU-Landwirtschaftskommissare.

Wenige Tage vor dem Ernährungsgipfel beschloss die Weltbank ein umgerechnet rund 780 Millionen Euro schweres Soforthilfe-Programm zum Kampf gegen Hunger in den ärmsten Gebieten. "Eine Imagestrategie", sagt Sundermann. "Sie soll kurz vor dem Gipfel davon ablenken, dass die wahren Ursachen der Hungerkrise nicht bekämpft werden."

Mit dem Soforthilfe-Programm unterstützen der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank ihre aktuelle Strategie der hohen Investitionen und schnellen Produktionssteigerung in den ärmsten Ländern. "Das reißt die Scheunentore noch weiter auf für die ganz großen Investoren", so Sundermann. Die Folgen der Politik von WTO, Weltbank und IWF würden dadurch verschärft.

Nach Angaben der Weltbank sind die Lebensmittelpreise in den vergangenen drei Jahren um 83 Prozent gestiegen.

Einen großen Teil der Schuld trage dabei der globalisierte Handel mit Lebensmitteln - eine "Kombination aus fataler internationaler Agrarpolitik und Welthandelspolitik, sowie der Spekulationen mit Lebensmitteln auf den Weltmärkten". Mit Marktöffnungsforderungen und Exportsubventionen verfolgten die internationalen Organisationen kurzfristige Profitinteressen: "Der IWF hat großen Anteil daran, dass die Länder ihre Agrarwirtschaft so umgebaut haben, dass die Menschen jetzt hungern müssen", so Sundermann.