Lösungen gesucht: Preise für Lebensmittel explodieren, in den Elendsvierteln greifen blutige Unruhen um sich.

Rom/Berlin. Explodierende Weltmarktpreise für Lebensmittel, chronische Hungersnöte, blutige Unruhen im Kampf um Nahrung sowie Wassermangel - das dramatische Leid von Millionen Menschen führt die Staats- und Regierungschefs sowie Minister von mehr als 50 Staaten zu einem Gipfel in Rom zusammen. Die weltweite Nahrungsmittelkrise und die in Armenvierteln aufflammende Gewalt zwingen Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon dazu, nach raschen Lösungen suchen zu lassen. 850 Millionen Menschen leiden bereits unter Hunger und Unterernährung. Die heute beginnende Konferenz soll nicht nur Geld gegen den Hunger sammeln. Gefragt sind Strategien, wie eine jährlich um 80 Millionen zunehmende Weltbevölkerung noch ernährt werden kann.

"Diese Krise könnte eine globale Katastrophe auslösen." Drastisch appellieren Hilfsorganisationen wie ActionAid an die Staatenlenker, die Spirale der steigenden Nahrungsmittelpreise zu stoppen und das "Recht auf Nahrung" auch Armen zu gewähren. Zündstoff und Politprominenz sind angesagt für den dreitägigen "Food-Summit" der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).

Erwartet werden unter anderem der französische Präsident Nicolas Sarkozy sowie die Staatschefs Luiz Inacio Lula da Silva (Brasilien), Mahmud Ahmadinedschad (Iran), Robert Mugabe (Simbabwe) und Cristina Kirchner (Argentinien). Deutschland wird durch Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul vertreten sein.

Es geht auch darum, dass der Klimawandel die Not verschärft und wie dem begegnet werden kann. Ob die Agrar-Energieproduktion (Biomasse) und der Kampf gegen den Hunger zusammenpassen, ist eine andere Frage. Auch die Rolle von Agrarexportsubventionen, wie die EU sie immer noch zahlt, wird beleuchtet.

John Powell vom Welternährungsprogramm (WFP) spricht von einem "neuen Gesicht des Hungers" und rechnet nicht mit einer Entspannung an der Preisfront. Der arme Teil der Welt wird laut FAO in diesem Jahr für 108 Milliarden Euro Lebensmittel einführen müssen. Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Das WFP hatte in einem Hilferuf um 755 Millionen Dollar (488 Millionen Euro) an Finanzhilfe gebeten und auch Zusagen erhalten. Doch es mangelt weiterhin an Geld. Es gilt, die schlimmste Not zu lindern und dann gezielt Schulkindern, Schwangeren, Alten und Kleinbauern zu helfen.

"Die dramatische Lage führt uns vor Augen, dass die früheren Verpflichtungen zu einem beschleunigten Kampf gegen den Hunger nicht eingehalten worden sind", kritisiert FAO-Generalsekretär Jacques Diouf die reichen Staaten. Angefacht von steigenden Ölpreisen ist es in Dutzenden von Ländern seit Jahresbeginn zu teilweise blutigen Unruhen im Kampf um Nahrung gekommen. Die FAO sieht 22 Länder als besonders betroffen an, in denen chronischer Hunger weit verbreitet ist und Nahrung wie auch Treibstoff importiert werden müssen.

Filmberichte zu Hungerkrisen