Berlin. Die Deutsche Welthungerhilfe fordert angesichts von 850 Millionen Hungernden auf der Welt und hohen Lebensmittelpreisen deutlich mehr Geld für die Landwirtschaft in Entwicklungsländern. "Die Hungerkrise ist Folge einer jahrzehntelangen Vernachlässigung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume in Entwicklungsländern", sagte Generalsekretär Hans-Joachim Preuß bei der Vorstellung des Jahresberichts 2007 in Berlin.

So seien von der gesamten Entwicklungshilfe der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor 25 Jahren 17 Prozent an die dort lebenden Bauern ausgegeben worden, zuletzt waren es nur 3,7 Prozent. "Wir haben den von der internationalen Gemeinschaft angekündigten Wechsel in der Förderung schon im letzten Jahr vorgemacht", sagte die Vorsitzende der Hilfsorganisation, Ingeborg Schäuble. Im vergangenen Jahr standen der Organisation 135,5 Millionen Euro zur Verfügung, 50 Millionen flossen davon in ländliche Entwicklung.

Laut Experten sind die Gründe für die Krise wechselseitig bedingt: Als ein Preistreiber gilt der hohe Ölpreis, weil sich dadurch Dünger, Maschinen und Transportwege verteuern. Hinzu kommen Dürren, Stürme und Hochwasser, die Ernten und Ackerflächen vernichten.

Zudem steigt der Fleischkonsum in Ländern wie China und Indien. Dies trägt zur Verknappung von Getreide bei, da laut Preuß allein für ein Kilo Rindfleisch sieben Kilo Futter benötigt werden. Und die Reaktion von Ländern, in denen nach Unruhen Agrarexporte eingeschränkt wurden, um Preise zu senken, führten zu starken Schwankungen auf dem Weltagrarmarkt.

Die Bauern in Entwicklungsländern bräuchten vor allem mehr Geld für Saatgut, Dünger und Bewässerungssysteme, sagte Preuß. "Die EU ist hier noch zurückhaltend. Auch die Bundesregierung hat außer Ankündigungen, die Nahrungsmittelhilfe aufzustocken, noch nicht sehr viel unternommen."

Schäuble verwies darauf, dass durch die Krise beim Kinderhilfswerk Unicef auch bei der Welthungerhilfe Ende des vergangenen Jahres die Spenden um zwei Millionen Euro eingebrochen seien. Es kamen 31,7 Millionen Euro zusammen.