Der Tod der vor sechs Jahren verschleppten Politikerin Ingrid Betancourt in Kolumbien ist nach Einschätzung der Regierung in Paris nur noch “eine Frage von Wochen“.

Paris. Es sei bereits "seit Monaten" bekannt, dass Betancourt krank sei, sagte der französische Regierungschef François Fillon gestern in Paris. Doch nun gebe es "äußerst genaue Augenzeugenberichte" über den Zustand der 46-Jährigen. Die Geiselnehmer von den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) müssten die ehemalige Präsidentschaftskandidatin "so schnell wie möglich" freilassen, sagte Fillon. Anderenfalls werde "die ganze Welt" die Guerillagruppe verurteilen.

Die marxistische FARC hatte am Mittwoch vier Geiseln freigelassen - die ehemaligen Politiker Gloria Polanco, Orlando Cuellar, Luis Eladio Perez und Jorge Gechem. Sie überbrachten alarmierende Nachrichten vom Zustand der Franco-Kolumbianerin Betancourt. Der Ex-Abgeordnete Luis Eladio Perez berichtete, die 46-Jährige sei "körperlich sehr, sehr krank und seelisch erschöpft". Betancourts Ex-Mann Fabrice Delloye sagte in Paris, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin leide unter einer chronischen Hepatitis B.

Perez sagte nach seiner Ankunft im venezolanischen Caracas, Betancourt werde von den Guerilleros "sehr schlecht" behandelt. Sie sei von Menschen umgeben, denen nichts daran liege, ihr das Leben erträglich zu machen. Perez sah die Betancourt zuletzt am 4. Februar. Die Rebellen gingen sehr rau mit ihr um, berichteten die Freigelassenen. Die Guerillas hatten die Grünen-Politikerin am 23. Februar 2002 verschleppt, als sie auf einer Wahlkampfreise war. Sie haben immer noch rund 750 Menschen in ihrer Gewalt.