Pablo Emilio Moncayo ist frei. Sein Vater war 2007 zu Fuß durch Kolumbien marschiert, um sich für die Freilassung seines Sohnes einzusetzen.

Florencia. Zwölf lange Jahre wartete die Familie von Feldwebel Pablo Emilio Moncayo darauf, dass die kolumbianischen Rebellen beschlossen, ihren Gefangenen freizulassen. Bis es soweit war, verstrich ein weiteres Jahr voller Sorge. Nun konnten die Angehörigen den 33-Jährigen endlich in die Arme schließen. Doch für die Familien anderer Geiseln besteht nur wenig Hoffnung, dass auch sie bald ihre Lieben wiedersehen.

Moncayo war als 19-Jähriger im Dezember 1997 von den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) verschleppt worden. Zwei Tage nach einem ebenfalls gekidnappten Kameraden kam er am Dienstag frei und wurde von einem geheimen Treffpunkt im Süden Kolumbiens aus per Hubschrauber nach Florencia geflogen, wo ihn seine Familie begrüßte.

Mit zwölf Jahren in Gefangenschaft war er eine der am längsten festgehaltenen Geiseln der FARC. Sein Vater Gustavo Moncayo war 2007 zu Fuß durch halb Kolumbien marschiert, um sich für die Freilassung seines Sohnes einzusetzen. Der Lehrer trug dabei Ketten um Hals und Handgelenke, so wie die FARC manchmal ihre Gefangenen fesseln.

Die Freilassung der zwei Soldaten war die erste seit über einem Jahr. Die linksgerichteten Guerilleros haben noch mindestens 20 Polizisten und Soldaten in ihrer Gewalt, darunter auch Libio José Martinez, der damals zusammen mit Moncayo bei einem Guerillaüberfall auf einen Militärposten in den Bergen entführt worden war. „Wir hoffen weiter und wir kämpfen weiter“, sagte seine Cousine Fanny Martinez.

Bei der Übergabe Moncayos übermittelten die FARC eine Botschaft ihres Kommandeurs Alfonso Cano: „Mit dieser unilateralen Geste sehen die FARC den Weg für einen sofortigen Austausch von Kriegsgefangenen als bereitet an.“

Präsident Alvaro Uribe macht dafür allerdings zur Bedingung, dass die inhaftierten Rebellen vor einer Freilassung den FARC abschwören und im Ausland Aufnahme finden.Uribe scheidet nach zwei Amtszeiten im August aus dem Amt. Sein energisches Vorgehen gegen die FARC und die Rettung der früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt sowie weiterer Geiseln 2008 haben ihm in Kolumbien große Popularität eingebracht. Die Kandidaten, die sich am 30. Mai für seine Nachfolge zur Wahl stellen, sind nicht zu Verhandlungen mit den FARC geneigt. Und der Terror geht weiter: Bei einem den FARC zugeschriebenen Bombenanschlag vorige Woche in der Hafenstadt Buenaventura wurden neun Menschen getötet.

Damit wollten die FARC offenbar sagen: „Wir sind kampffähig genug, um als Aufständische weiterzumachen, doch gleichzeitig sind wir offen für die Möglichkeit eines Dialogs“, vermutet die Politikwissenschaftlerin Sandra Borda von der Andenuniversität. Schätzungen darüber, wie viele Geiseln in Kolumbien noch von der FARC, einer kleineren Rebellengruppe oder von gewöhnlichen Kriminellen festgehalten werden, gehen auseinander. Eine Menschenrechtsorganisation geht von 77, eine andere von mindestens 136 Gefangenen aus.