Kommentar

Das Bruttonationaleinkommen pro Kopf der 300 Millionen Amerikaner betrug im vergangenen Jahr fast 38 000 Dollar. Das der 143 Millionen Russen 2610 Dollar. Dies als Hintergrund zu den vollmundigen Ankündigungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, eine "grandiose Aufrüstung" anzuschieben.

Dass Russland weder Sowjetunion noch Supermacht mehr ist, liegt auch daran, dass die USA ihren langjährigen Rivalen damals im Rüstungswettlauf vernichtend geschlagen haben. Heute würde ihnen das umso leichter gelingen.

Putins martialische Fanfarenstöße richten sich eher nach innen als nach außen. Seine Beliebtheit resultiert zum einen aus einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik, zum anderen aber aus einer Politik des Nationalstolzes und der Wiederherstellung der Weltgeltung. Dass Putin einen Stichwortgeber eine jahrzehntealte unglückliche Bemerkung der damaligen US-Außenministerin Albright ausgraben lässt, wonach die sibirischen Bodenschätze eigentlich allen Völkern gehören sollten, ist Hinweis auf eine gesteuerte antiwestliche Kampagne. Niemand in Washington denkt an eine militärische Konfrontation mit Russland; auch ist der geplante US-Raketenschild in Osteuropa, so umstritten er ist, technisch gar nicht dazu in der Lage, russische Atomraketen abzufangen. Und Putin weiß das genau.

Russlands Präsident will brachial betonen, dass Moskau eine unabhängige Kraft mit globalen Ambitionen ist. Das mag Balsam auf die russische Seele sein, für die internationale Sicherheitspolitik ist es verheerend. Wie sich am Beispiel Iran zeigt, wo sich Putin in fröhlicher Eintracht mit dem Teheraner Despoten Ahmadinedschad zeigt. Anstatt im Schulterschluss mit dem Westen zu versuchen, eine iranische Atombombe zu verhindern.