KABUL/BERLIN. Seit dem Tod des entführten deutschen Bauingenieurs Rüdiger D. in Afghanistan setzt die Bundesregierung alles daran, den zweiten verschleppten Deutschen, Rudolf B., unversehrt aus der Gewalt der Kidnapper zu befreien. Er soll aus Ottobrunn bei München stammen. Der Krisenstab konzentriere sich jetzt mit voller Kraft darauf, ihn freizubekommen, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Unklar ist noch immer, ob Rüdiger D. an den Strapazen der Geiselnahme durch Herzversagen starb oder ermordet wurde. An der Leiche wurden Schusswunden in der Brust festgestellt. Inoffiziell hieß es, der Deutsche sei bei einem Gewaltmarsch zusammengebrochen. Dann hätten die Kidnapper Schüsse auf ihn abgefeuert. Der 43-Jährige, der an Diabetes litt, war nach einer Pleite mit seinem Bauunternehmen nach Kabul gegangen, um so seine Familie (Frau und Sohn in Wismar) zu unterstützen. Ursprünglich stammt D. aus Klein Kummerfeld bei Neumünster.

Zweifel gibt es daran, ob die zweite deutsche Geisel, Rudolf B., sich tatsächlich in Händen der Taliban befindet. Ein Sprecher der Islamisten behauptete dies auch gestern und änderte die Bedingung für die Freilassung des Ingenieurs. Da die Bundesregierung einen Bundeswehr-Abzug ablehne, fordere man nun die Entlassung von zehn Taliban-Kämpfern aus afghanischer Haft.