Washington kontra Berlin. Am Mittwoch sprechen Merkel und der US-Präsident unter vier Augen.

BERLIN/WASHINGTON. US-Präsident George W. Bush hat eine neue weltweite Strategie gegen die Klimaerwärmung vorgeschlagen. Die wichtigsten Industrieländer sollten sich Ende 2008 auf eine gemeinsam abgestimmte Verringerung des CO2-Ausstoßes einigen, sagte Bush gestern in Washington.

Dieser Vorstoß widerspricht allerdings den Vorstellungen der Bundesregierung, die gehofft hatte, schon bei dem G-8-Gipfeltreffen kommende Woche in Heiligendamm gemeinsame Ziele im Kampf gegen die Klimaerwärmung festschreiben zu können. Berlin hat eine Reduzierung um 50 Prozent der Treibhausgasemissionen für alle Länder bis 2050 vorgeschlagen. Außerdem sollen nach dem Willen der Bundesregierung bis 2009 eine weltweite Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll gefunden und ein klares Mandat für die Weltklimakonferenz in Bali Ende des Jahres erteilt werden.

Nach dem Auslaufen des Kyoto-Abkommens 2012 müssten weltweit neue Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase vereinbart werden, betonte Bush. Wichtig sei, dass dann alle Staaten, die für den CO2-Ausstoß wesentlich verantwortlich seien, dem zustimmten. Der US-Präsident spielte dabei auf Indien und China an, die wie die USA das Kyoto-Protokoll nicht unterzeichnet hatten.

Neben den international abgestimmten Zielen müsse jeder Staat eigene Ziele anstreben, die mit dem jeweiligen Energiebedarf und der Rohstofflage abgestimmt sein sollten. Es müsse ein transparentes System geschaffen werden, das der jeweiligen Lage eines Landes Rechnung trage. Eine entscheidende Bedeutung für die Verringerung der Treibhausgase komme der Entwicklung neuer Technologien zu, betonte Bush. In den kommenden 18 Monaten müssten vor allem die Experten weltweit zusammenarbeiten und auf verschiedenen Treffen über die Probleme beraten. Die USA wollten mit allen Staaten zusammenarbeiten.

US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte zuvor erneut auch die Debatte um die Nutzung der Atomenergie als Beitrag zum Klimaschutz aufgebracht. Die Frage müsse erlaubt sein, warum Staaten, die am Klimaschutz interessiert seien, nicht auch an der Nutzung der Kernenergie interessiert seien, sagte Rice in Berlin.

Wegen der Differenzen um den Klimaschutz wird Bush in der nächsten Woche auch schon einen Tag früher nach Deutschland kommen. Wie das Abendblatt erfuhr, landet der US-Präsident bereits am kommenden Dienstagabend in Rostock-Laage und wird am Mittwoch vor Beginn des G-8-Gipfels unter vier Augen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Klima-Differenzen sprechen.