Die Idee eines Abwehrschildes gegen anfliegende Raketen geht bereits auf den Zweiten Weltkrieg zurück, als die deutschen "Vergeltungswaffen" V1 und V2 in London, Antwerpen, Amsterdam und anderen Städten einschlugen. Doch erst gegen Ende des Kalten Krieges, 1983, schien die Technologie so weit ausgereift, dass man an eine Abwehr gar aus dem Weltall denken konnte. US-Präsident Ronald Reagan forderte Amerika in der berühmten "Sternenkrieger-Rede" auf, einen Schutzschild gegen sowjetische Atomraketen zu entwickeln.

Das ehrgeizige Projekt "Strategische Verteidigungsinitiative" (SDI), in Anlehnung an die Hollywood-Filmsaga "Star Wars" (Krieg der Sterne) benannt, sah ein System aus Tausenden orbitalen Raketen, Kampfsatelliten, Weltraum-Laserstationen und ähnlichen Science-Fiction-Versatzstücken vor. Exorbitante Kosten und technische Probleme verhinderten die Realisierung.

Im Jahre 2001 machte sich George W. Bushs umtriebiger Verteidigungsminister Donald Rumsfeld für eine Neuauflage des Raketenschildes stark - diesmal weniger gegen russische Waffen, sondern gegen Raketen aus "Schurkenstaaten" wie dem Iran oder Nordkorea. Rumsfeld warnte vor einem "Pearl Harbor im Weltraum", falls die USA dort nicht abwehrbereit seien.

George W. Bush besann sich auf ein Gesetz über die Entwicklung einer Nationalen Raketenabwehr, das bereits sein Vorgänger Bill Clinton im Jahre 1999 formuliert hatte. Diese "National Missile Defense" (NMD), salopp "Son of Star Wars" genannt, ist das derzeit teuerste Rüstungsprojekt der USA. Es sieht Abfangraketen, aber auch "Killersatelliten" (Kill Vehicles) vor, die anfliegende Raketen mit rund 25 000 Kilometer pro Stunde rammen und mit kinetischer Energie vernichten sollen. Ferner sind Flugzeuge mit Laserkanonen bereits in der Testphase wie die Boeing 747 "Big Crow" (große Krähe). Realistische Kampftests sind für 2008 geplant. Eine sehr viel spätere Entwicklungsphase sieht sogar einen im Weltall stationierten Kampfbomber vor.

In Kalifornien und Alaska sind bereits Satelliten- und Raketensysteme im Einsatz. Ähnliche Basen in Tschechien und Polen sollen nun anfliegende Raketen aus Asien abfangen. Verantwortlich für die Entwicklung und die Umsetzung des Raketenabwehrprojekts ist die Missile Defense Agency, die zum US-Verteidigungsministerium gehört.