First Lieutenant Ehren Watada kann es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, in diesen Krieg zu ziehen. Er riskiert damit eine hoffnungsvolle Karriere.

WASHINGTON. Alle Vorzeichen deuteten auf eine Bilderbuchkarriere, als sich Ehren Watada vor vier Jahren freiwillig zum Dienst in der US-Armee meldete. Der junge Mann aus Hawaii war ein Musterschüler, hatte sein Wirtschaftsstudium mit Auszeichnung abgeschlossen und sah dem Dienst in der Armee mit patriotischem Eifer entgegen. Nie hätte er gedacht, dass sich sein Kampf einmal gegen die eigene Truppe richten würde. Jetzt steht der 28-Jährige als erster US-Offizier, der den Einsatz im Irak verweigerte, vor Gericht. Im Zwiespalt zwischen Gehorsamszwang und Gewissensnot hatte er sich für das Gewissen entschieden.

Die Haftstrafe nahm Watada bewusst in Kauf, als er im Juni 2006 den Einsatz im Irak verweigerte. Nach einem Prozess des Nachdenkens sei er zum Schluss gekommen, dass der Krieg illegal und unmoralisch sei. "Ich bin kein Pazifist", sagte er der "Los Angeles Times". "Wenn unser Land verteidigt werden muss, bin ich der Erste, der zur Waffe greift. Aber ich kämpfe nicht in einem Krieg, den ich für verbrecherisch halte." Die Armee wirft Watada Befehlsverweigerung und einen Verstoß gegen den Verhaltenskodex für Offiziere vor.

Durch das Verfahren in Fort Lewis im Bundesstaat Washington hat Watada unter Kriegsgegnern in den USA eine Art Heldenstatus erlangt. Seit Monaten reist der redegewandte Oberleutnant durch das Land und erläutert seine Haltung. Dabei hatte er ursprünglich etwas anderes im Sinn: Heldentum ja, aber auf dem Schlachtfeld, nicht in der Friedensbewegung. Von 2003 bis 2005 war er in Südkorea stationiert, wo ihn seine Vorgesetzten als beispielhaften Soldaten würdigten, wie Watadas Verteidiger unterstreichen. Doch nach der Rückkehr begann er, sich mit dem Irak-Krieg zu beschäftigen. Und er zweifelte.

Als er wenige Tage vor Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 der Armee beitrat, habe er den Worten von Präsident George W. Bush vertraut, sagt Watada. Die Beteuerungen des Oberbefehlshabers, denen zufolge der Irak unter Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge und mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu tun habe, hätten schwerer gewogen als seine anfänglichen Bedenken. Doch je mehr Informationen über den Krieg er danach erhalten habe, desto mehr fühlte er sich im Gewissensnotstand: Auf der Suche nach Beistand habe er sich an die Kirche gewandt und psychologische Hilfe gesucht.

Als er 2006 den Marschbefehl in Richtung Irak erhielt, bot Watada der Armee seine Demission oder die freiwillige Meldung zum Einsatz in Afghanistan an. Die Armee lehnte ab. Watada verweigerte den Gehorsam. Die Klageschrift zitiert ihn mit den Worten: "Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass unser Oberbefehlshaber unser Vertrauen in ihn verrät. Mir wurde es peinlich, eine Uniform zu tragen."

Watada drohen bis zu vier Jahre Gefängnis. Der Oberleutnant kann dabei auf prominenten Beistand zählen. "Ich bewundere Ihren Mut und Ihre moralische Standfestigkeit", schrieb ihm der südafrikanische Nobelpreisträger Bischof Desmond Tutu.