Syrien erhielte den Gebirgszug zurück, Israel behielte die Kontrolle übers Wasser. Puffer wäre ein Park.

Jerusalem/Damaskus. Israel und Syrien haben sich nach israelischen Medienberichten auf die Grundzüge eines Friedensabkommens geeinigt. Bei Geheimverhandlungen in Europa von September 2004 bis Juli 2006 hätten sich Unterhändler der beiden verfeindeten Staaten in Anwesenheit eines europäischen Vermittlers auf einen schrittweisen Rückzug Israels von den 1967 eroberten Golanhöhen geeinigt, berichtete die Zeitung "Haaretz". Beide Regierungen dementierten umgehend, dass es eine entsprechende Übereinkunft gebe.

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert teilte mit, die Gespräche seien ohne Wissen und Billigung des Regierungschefs geführt worden. Aus dem syrischen Außenministerium verlautete, der Bericht entbehre jeglicher Grundlage. Die offiziellen Friedensverhandlungen beider Staaten waren vor sieben Jahren gescheitert.

Laut "Haaretz" war der ehemalige Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Alon Liel, bei allen Treffen anwesend, die zwischen September 2004 und Juli 2006 in Europa stattfanden. Liel sagte dem israelischen Rundfunk, es habe sich lediglich um "Kontakte" beider Seiten gehandelt. Der Bericht über eine Friedensvereinbarung sei übertrieben.

Israel wolle für den Abzug 15 Jahre Zeit, Syrien fordere dagegen, dass der Rückzug in fünf Jahren abgeschlossen werde, berichtete "Haaretz" weiter. An der östlichen Uferseite des Sees Genezareth soll demnach eine Pufferzone mit einem bis zu den Hängen der Golanhöhen reichenden Naturpark entstehen. Dieser solle sowohl für Israelis als auch für Syrer zugänglich sein. Auf beiden Seiten der Grenze solle es eine entmilitarisierte Zone geben. Diese Zone solle auf syrischer Seite vier Kilometer, auf israelischer Seite - wegen Israels kleinerer Größe - einen Kilometer tief sein. Syrien soll im Gegenzug seine Unterstützung für die libanesische Hisbollah beenden und auf Distanz zum Iran gehen, lautet der Vorschlag. Israel soll die Kontrolle über wichtige Wasserressourcen, über den Jordan und den See Genezareth, das größte Süßwasserreservoir in der wasserarmen Region, behalten. Außerdem solle ein von den USA betriebenes Frühwarnsystem eingerichtet werden - einschließlich einer Station auf dem Hermonberg an der äußersten Nordspitze der von Israel nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 besetzten und 1981 annektierten Golanhöhen. Derzeit leben dort etwa 17 000 Israelis.

Laut "Haaretz" fand das letzte von insgesamt acht Treffen zwischen Syrern und Israelis im Sommer 2006 während der Angriffe Israels im Libanon statt. Auf israelischer Seite habe neben Liel auch der jüdische US-Pazifist Geoffrey Aronson teilgenommen. Auf syrischer Seite sei unter anderem der Pazifist Ibrahim Suleiman aus den USA beteiligt gewesen. Suleiman und der europäische Vermittler hätten anschließend den syrischen Vizepräsidenten Faruk al-Schara und Außenminister Walid Muallem informiert. Dov Weisglass, der frühere Berater von Ariel Scharon, Olmerts Vorgänger als Regierungschef, sagte, einige Leute hätten sich auf ein Friedensdokument verständigt. Scharon habe ihnen jedoch nie grünes Licht gegeben.

Die offiziellen Friedensverhandlungen zwischen Israel und Syrien liegen seit 2000 auf Eis. Der frühere Ministerpräsident von der Arbeitspartei, Ehud Barak, hatte seinerzeit den vollständigen Abzug vom Golan erwogen, ausgenommen ein schmaler Landstreifen entlang dem östlichen Ufer des Sees Genezareths. Olmert lehnte Dialogangebote des syrischen Saatschefs Baschar al-Assad ab. Solange Damaskus die Hisbollah und die Hamas unterstütze, könne es keine Gespräche geben.

US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte unterdessen während ihrer Nahostreise in Riad: "Wir isolieren Syrien nicht, sondern Syrien hat sich durch sein Verhalten selbst in die Isolation manövriert." Damaskus unterstütze extremistische Gruppen und habe sich immer noch nicht mit dem durch internationalen Druck erzwungenen Abzug seiner Truppen aus dem Libanon abgefunden. Rice versicherte, die USA wollten ihr Engagement für einen Frieden in Nahost vertiefen.