Sprengsatz explodierte unterirdisch. Nato sieht “Bedrohung für den Weltfrieden“.

Pjöngjang. Nordkoreas Diktator Kim Jong Il hat seine Drohungen trotz aller Warnungen der Internationalen Staatengemeinschaft wahr gemacht: Gestern zündete das kommunistische Land erstmals unterirdisch einen atomaren Sprengsatz. Der nukleare Test wurde weltweit als Provokation und Gefährdung der Sicherheit weit über die Region hinaus verurteilt. Der Weltsicherheitsrat trat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen und verurteilte den Atomtest "auf das Schärfste". US-Präsident George W. Bush sprach ebenso wie die Nato in Brüssel von einer "Bedrohung für den Weltfrieden". Die Uno müsse sofort handeln. Frankreich und Großbritannien fordern Sanktionen gegen Pjöngjang.

Die Erdbeben-Messstationen registrierten um 3.36 Uhr mitteleuropäischer Zeit ein Beben der Stärke 3,6 (Richterskala). Nach Berichten aus Südkorea wurde der Sprengsatz um diese Zeit gezündet. Laut Experten war die Sprengkraft der Atombombe, die in einer künstlichen horizontalen Bergröhre versteckt war, jedoch vergleichsweise gering. Sie hatte eine Kraft von 550 Tonnen des herkömmlichen Sprengstoffs TNT. Die von den USA auf Hiroshima abgeworfene Bombe hatte eine Sprengkraft von 12 500 Tonnen TNT.

Nordkorea, dessen Diktator das letzte stalinistische Regime der Welt führt - viele Einwohner leben in äußerster Armut - , begründete den Test mit der angeblichen nuklearen Bedrohung durch die USA. Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA berichtete, das Experiment sei mit "einheimischer Weisheit und Technologie hundertprozentig durchgeführt worden".

Nach südkoreanischen Angaben besteht die Möglichkeit eines zweiten Atomtests. Auf einem mutmaßlichen Testgelände im Nordosten des Landes seien verdächtige Personen- und Fahrzeugbewegungen entdeckt worden, hieß es unter Bezug auf Geheimdienstquellen.

Besonders in Ostasien reagierten viele Länder mit großer Besorgnis. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe forderte ein scharfes Vorgehen gegen Nordkorea und warnte vor einem "gefährlichen nuklearen Zeitalter". Selbst Nordkoreas bislang engster Verbündeter China zeigte keinerlei Verständnis und forderte Pjöngjang zu einer Fortsetzung der Gespräche über sein Atomprogramm auf.

In der Region wird nun ein nukleares Wettrüsten befürchtet. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, der Atomtest füge dem System der Nichtverbreitung von Atomwaffen "großen Schaden" zu. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, Nordkorea habe seinen "Irrweg in die Selbstisolation" fortgesetzt.