Journalistenmorde: Zwei Deutsche in Afghanistan getötet, russische Regimekritikerin erschossen. Afghanistans Polizei jagt sechs Verdächtige

KABUL. Nach dem Mord an zwei deutschen Journalisten in der nordafghanischen Provinz Baghlan hat die Polizei konkrete Hinweise auf die Täter. Der Gouverneur der Provinz Baghlan, Sayed Ekram Masumi, sagte gestern, fünf bis sechs Personen seien als Verdächtige identifiziert worden. Man sei "fast sicher", dass sie die 30-jährige Karen Fischer und den 38 Jahre alten Christian Struwe in der Nacht zu Sonnabend ermordet hätten. Die beiden freien Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) sind die ersten deutschen Journalisten, die seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 in Afghanistan getötet wurden.

Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul begann die Polizei gestern eine Operation in Baghlan, um die Verdächtigen festzunehmen. Mit Ergebnissen ist frühestens heute zu rechnen. Ein Sprecher des Innenministeriums, Semarai Baschari, schloss die Taliban als Täter aus. Die Rebellen seien in der Region um den Tatort nicht aktiv. Wirtschaftsminister Amin Farhang hält den Mord für kriminell motiviert.

Die Journalistin Karen Fischer und ihr Lebenspartner, der Techniker Christian Struwe, waren in der Nacht zum Sonnabend - dem fünften Jahrestag des Beginns des Afghanistan-Krieges - von Unbekannten erschossen worden. Sie waren auf dem Weg von der nordafghanischen Provinz Baghlan in die Nachbarprovinz Bamian und übernachteten neben der Straße in einem Zelt. Beide waren bereits mehrfach in Afghanistan gewesen. Ihre Leichen wurden inzwischen in die Hauptstadt Kabul überführt.

DW-Intendant Erik Bettermann zeigte sich vom Tod der Mitarbeiter tief betroffen. Nach Angaben des Senders waren Fischer und Struwe auf einer privaten Recherche-Reise unterwegs zu den historischen Stätten in Bamian, wo die Taliban im März 2001 die weltberühmten Buddha-Figuren gesprengt hatten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Tat "auf das Schärfste". Er sprach Angehörigen, Freunden und Kollegen der Opfer das Mitgefühl der Bundesregierung aus.

Major Dominic White, Sprecher der internationalen Schutztruppe Isaf, sagte, die beiden Deutschen hätten bis Mittwoch vergangener Woche "Arbeit im Zusammenhang mit der Isaf" geleistet und seien dann auf eigene Faust durchs Land gezogen. Angeblich hat die Isaf die beiden vor der Reise gewarnt. Der Polizeichef Baghlans, General Mohammed Dschalal Haschimi, sagte, die beiden seien ohne einheimischen Führer unterwegs gewesen. Einen Raubüberfall schloss Haschimi aus. Kameras, technische Ausrüstung und das Auto seien gefunden worden.