Washington warnt Airlines: Ohne bewaffnete Flugbegleiter keine Landeerlaubnis in den USA

Washington/Hamburg. Die USA verschärfen ihre Gangart im Kampf gegen den Terror. Einen Tag nach der Forderung an internationale Fluggesellschaften, bei einer amerikanischen Terrorwarnung so genannte Sky Marshals an Bord zu nehmen, hat US-Heimatschutzminister Tom Ridge noch einmal nachgelegt.

Ausländischen Fluggesellschaften, die sich weigerten, die amerikanische Direktive zum Einsatz bewaffneter Flugbegleiter zu befolgen, drohe der Entzug der Landeerlaubnis in den USA, sagte Ridge. Sicher kein Zufall: In Großbritannien hatten sich sowohl die britische Pilotenvereinigung als auch die Fluggesellschaft British Airways (BA) gegen den Einsatz der Sky Marshals gewandt. Die britische Regierung will den amerikanischen Forderungen allerdings nachkommen.

British Airways forderte statt bewaffneten Sicherheitskräften an Bord striktere Kontrollen am Boden. Eine andere britische Fluggesellschaft warnte davor, mit Sky Marshals Schusswaffen an Bord zu bringen, die auch gegen die Passagiere gerichtet werden könnten. Die Piloten fürchten Schießereien in 10 000 Metern Höhe, durch die Passagiere, Besatzung und Maschinen gefährdet werden könnten.

Die Direktive aus Washington lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wie Tom Ridge erklärte, behalten sich die USA das Recht vor, Fluggesellschaften, die amerikanisches Territorium überqueren oder dort landen wollen, den Einsatz von Sky Marshals vorzuschreiben. Washington werde von Fall zu Fall entscheiden, ob eine Bedrohungslage vorliege. Wer sich dann weigere zu kooperieren, könne die Landerechte oder auch die Erlaubnis zur Überquerung der USA verlieren.

Mehrere Staaten erklärten bereits ihr Einverständnis. Australien will dazu im neuen Jahr ein spezielles Abkommen mit den USA aushandeln. Mexikos Innenminister Santiago Creel sagte, auf allen Flügen mit erhöhtem Sicherheitsrisiko würden künftig bewaffnete Begleiter eingesetzt.

Ein Sprecher der Lufthansa betonte, auf mehreren Flügen in die USA seien längst Sky Marshals im Einsatz. Allerdings sollen sie nicht mit Schusswaffen, sondern mit Elektroschock-Pistolen bewaffnet sein.

Auch bestimmte Flüge französischer Gesellschaften werden bereits seit vergangener Woche von zwei bis sechs Experten der Eliteeinheit GIGN begleitet, die etwa der deutschen GSG 9 entspricht. Paris will sich jedoch unabhängig von US-Weisungen die Entscheidung darüber vorbehalten, welche Flüge von Sky Marshals begleitet werden. Tom Ridge und die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Bush, Condoleezza Rice, hatten am Morgen zusammen mit Frankreichs Botschafter in Washington, Jean-David Levitte, und Anti-Terrorexperten beider Staaten an einer Dringlichkeitskonferenz zu diesem Thema teilgenommen.

Die niederländische KLM will ebenfalls der amerikanischen Anordnung Folge leisten. Ähnlich äußerte sich Aeroflot; die russische Luftfahrtbehörde betonte aber, sie habe noch nicht darüber entschieden.

Wie Ridge weiter mitteilte, werde der Luftraum über New York, Las Vegas und großen Sportstadien während der nächsten Tage für den privaten Flugverkehr gesperrt. In den USA herrscht seit dem 21. Dezember die zweithöchste Terror-Alarmstufe Orange.