Nordkorea weist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) alle Inspektoren aus und reaktiviert seine Atomanlagen. Das Land hatte zuvor schon mit einer Wiederaufnahme seines Atomprogramms und einem Boykott der internationalen Gespräche gedroht.

Die IAEA teilte mit, den Inspektoren in Nordkorea sei mitgeteilt worden, sie sollten alle Siegel von den Anlagen und auch die Überwachungskameras entfernen. Dann sollten sie das Land so schnell wie möglich verlassen.

Nordkorea hatte zuvor schon mit einer Wiederaufnahme seines Atomprogramms und einem Boykott der internationalen Gespräche über sein Atomprogramm gedroht. Das Außenministerium in Pjöngjang protestierte damit in scharfer Form gegen eine Erklärung des UN-Sicherheitsrats, die den jüngsten Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete verurteilt.

Der Sicherheitsrat habe damit mutwillig die Souveränität des Landes verletzt, hieß es in der Stellungnahme. "Wir haben keine andere Wahl, als unsere atomare Abschreckung weiter auszubauen", erklärte das nordkoreanische Außenministerium.

Aus Protest gegen die Kritik des Weltsicherheitsrats an seinem Raketentest ist Nordkorea aus den internationalen Gesprächen über sein Atomwaffenprogramm ausgestiegen. "Wir werden niemals mehr an diesen Gesprächen teilnehmen", kündigte das Außenministerium an.

China forderte, den Verhandlungsprozess fortzusetzen und Ruhe zu bewahren. Russland warnte vor den Folgen des Schritts. Russlands Außenminister Sergej Lawrow rief alle Seiten "ungeachtet der in einer solchen Situation unausweichlichen Emotionen" auf, möglichst rasch an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Nur so können wir weiter unser gemeinsam vereinbartes Ziel einer nuklearen Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel erreichen", sagte Lawrow. Ein Sprecher des Weißen Hauses kündigte in Washington an, die USA werden mit Verbündeten und Partnern weiter an der nachweisbaren Auslöschung des nordkoreanischen Atomprogramms arbeiten.

Der Ausstieg Nordkoreas aus den sogenannten Sechs-Länder- Gesprächen über sein Atomprogramm ist eine Reaktion auf eine Verurteilung durch den Weltsicherheitsrat. Das Land werde sich niemals mehr an die Vereinbarungen der Sechser-Gespräche gebunden fühlen, hieß es in einer Erklärung. Zugleich drohte das kommunistische Land, seine atomare Abschreckung ausbauen und bereits stillgelegte Nuklearanlagen zur Produktion von kernwaffentauglichem Material im Atomzentrum Yongbyon wiederherstellen zu wollen.

In der Verurteilung des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen wird der umstrittene Start einer nordkoreanischen Rakete mit größerer Reichweite vom 5. April einmütig verurteilt. Nordkorea wird zum Verzicht auf weitere Tests aufgerufen. Zugleich kündigte das höchste UN-Gremium am Montag in New York an, die bereits im Jahr 2006 verhängten Sanktionen gegen Nordkorea zu konkretisieren. Nach Angaben Pjöngjangs hatte es sich um einen Satellitenstart gehandelt.

Der Sicherheitsrat verabschiedete seine Kritik allerdings nicht in der schärferen Form einer Resolution, wie sie die USA und Japan gefordert hatten. Letzteres scheiterte nach langem Ringen am Widerstand Russlands und Chinas. Nordkorea hatte bereits vor dem Raketenstart mit dem sofortigen Ausstieg aus den Atomgesprächen gedroht, sollte der Sicherheitsrat auch nur bloße Kritik an seinem "friedlichen Satellitenstart" üben. An den seit 2003 laufenden Sechser-Gesprächen nehmen neben Nord- und Südkorea auch die USA, China, Japan und Russland teil.

Das nordkoreanische Außenministerium warf dem Sicherheitsrat vor, "willkürlich die Souveränität der Volksrepublik" verletzt zu haben. Auch die Sechser-Gespräche sollten nur dazu dienen, dass Nordkorea sich selbst entwaffne und das System gestürzt werden solle. Nordkorea sehe deshalb "keine Notwendigkeit" mehr zu einer Fortsetzung der Atomgespräche. Das Land werde "seine atomare Abschreckung für die Selbstverteidigung in jeder Weise ausbauen", hieß es. Auch kündigte das verarmte, aber hochgerüstete Land an, verbrauchte Kernbrennstäbe wieder aufarbeiten sowie aus eigener Kraft einen Leichtwasser-Reaktor bauen zu wollen.

Nach Meinung von Beobachtern könnte Nordkorea mit seinen jüngsten Drohungen die USA zu bilateralen Gesprächen zwingen wollen. Experten schätzen, dass Nordkorea seine Wiederaufbereitungsanlage in Yongbyon innerhalb weniger Monate erneut in Betrieb nehmen könnte. In der Anlage entsteht beim Aufbereitungsprozess Plutonium, das zum Bau von Atomwaffen verwendet werden kann.

Die neuen Drohungen aus Pjöngjang seien Teil des "Spiels" Nordkoreas, wurde Südkoreas Atomunterhändler Wi Sung Lac von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. "Jetzt gebe es eine Phase der Konfrontation, die eines Tages in einen Dialog umschlagen könnte." Japan rief Nordkorea auf, die Sicherheitsrats-Resolution 1718 vom Oktober 2006 vollständig zu befolgen. Die Resolution war eine Reaktion auf einen Atomtest in Nordkorea.

Nordkorea hatte wesentliche Teile seiner Atomanlagen im Rahmen eines 2007 bei den Sechser-Gesprächen erzielten Abkommens unbrauchbar gemacht. Im Gegenzug erhielt das Land Heizöl-Lieferungen und andere Hilfen. Im vergangenen Dezember hatten sich die Atomverhandlungen aber wegen der strittigen Frage der Überprüfung der nordkoreanischen Nuklearaktivitäten wieder festgefahren.