Barack Obama wirbt für neue Ära der Zusammenarbeit. Außenexperte Hans-Ulrich Klose zieht im Abendblatt eine Bilanz der Tour.

Hamburg. Mit einem Überraschungscoup hat US-Präsident Barack Obama seine erste symbolträchtige Europareise beendet: Bei einer Blitzvisite in Bagdad bekundete er die Verbundenheit der US-Regierung mit den im Irak stationierten Soldaten. Vor Hunderten jubelnden Militärs am US-Stützpunkt Camp Victory würdigte Obama den "aufopferungsvollen Dienst" der US-Soldaten. "Michelle und ich sind jeden Tag mit euch", sagte Obama, der bei seiner Reise bis nach Prag von seiner Ehefrau begleitet wurde.

Die Reduzierung der US-Truppen im Irak von derzeit 140 000 auf 50 000 gehört zu den zentralen Plänen Obamas. Vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Sicherheitslage warnte der US-Präsident vor schwierigen Zeiten. Die Anstrengungen der US-Soldaten seien wichtig, um sicherzustellen, dass das Land kein Zufluchtsort für Terroristen werde und "wir anfangen können, unsere Leute nach Hause zu holen". Die Iraker müssten zunehmend die Verantwortung für die Sicherheit im Lande übernehmen, sagte er.

Obama kam in Camp Victory auch mit dem irakischen Premier Nuri al-Maliki zusammen. Dabei äußerte er die Hoffnung, dass es "gerechte und faire Lösungen" gebe für die Differenzen zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Andernfalls würden sich die Probleme der vor Ende des Jahres geplanten Wahlen verschärfen. Die Entwicklung im Irak "zu einer erwachsenen Demokratie" sei eine "außerordentliche Errungenschaft".

Es war der dritte Besuch Obamas im Irak und der erste in seiner Amtszeit. Am Abend flog er nach Washington zurück. Zuvor hatte sein Berater David Axelrod gesagt, dass der Präsident nach einer Reise durch sechs Länder mit drei internationalen Gipfeltreffen "begierig ist, heimzukehren". Axelrod sagte zu Baracks Reise: "Es war ein großer Erfolg ... und enorm produktiv."

Der SPD-Außenexperte Hans-Ulrich Klose sagte dem Abendblatt, Obama habe "ein abenteuerliches Tempo" vorgelegt: "Man kann nur hoffen, dass er das durchhält." Klose sagte weiter, Obama habe sowohl dem Gipfel der G20, der Nato und dem EU-USA-Gipfel "seinen Stempel aufgedrückt": Er habe den Streit um den Nato-Generalsekretär entzerrt, die Abschaffung der Atomwaffen angekündigt und der islamischen Welt noch einmal einen Dialog angeboten. "Obama hat auf ganzer Linie dominiert", sagte Klose. "Die Europäer müssen nun aufpassen, dass sie sich nicht wechselseitig lahmlegen."

Axelrod würdigte die Schaffung einer neuen Vertrauensbasis bei den Gesprächen Obamas mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew und dem chinesischen Staatschef Hu Jintao. Es sei von besonderer Bedeutung, dass nun wieder neue Abrüstungsgespräche begännen. Außerdem sei es Obama gelungen, die beschädigten bilateralen Beziehungen zu manchen Verbündeten wie der Türkei zu reparieren.

In Istanbul hatte Obama zuvor bei einer Begegnung mit religiösen Würdenträgern sein Bekenntnis zu einem Dialog mit der islamischen Welt erneuert. Die gesamte Welt forderte er zu einer neuen Ära der Zusammenarbeit auf. Dabei gelte es, Vorurteile abzubauen und zu kooperieren. "Sie werden in den USA einen Freund und Partner finden", sagte Obama in einer Rede vor Studenten. "Sie können entscheiden, anstatt neuer Mauern neue Brücken zu bauen." Er selbst stehe für ein neues Kapitel der Zusammenarbeit mit der Welt.

"Wir können es uns nicht leisten, aneinander vorbeizureden und uns nur auf unsere Meinungsverschiedenheiten zu konzentrieren."