Fast unnatürlich wirkt die Gelassenheit, mit der sich der außenpolitisch unerfahrene Barack Obama die Weltbühne erobert hat. Sechs Länder in acht...

Fast unnatürlich wirkt die Gelassenheit, mit der sich der außenpolitisch unerfahrene Barack Obama die Weltbühne erobert hat. Sechs Länder in acht Tagen, drei internationale Gipfel von G20 über Nato bis zum EU-USA-Gipfel sowie 15 bilaterale Treffen und eine Blitzvisite in Bagdad hat der US-Präsident unbeeindruckt von jeder hektischen Betriebsamkeit absolviert. Mit Bravour. Eine Regulierung der Finanzwelt, die Verpflichtung zur atomaren Abrüstung, der Kampf gegen den Terror und die Klimaveränderungen - Obama vermittelt den Eindruck, als schicke er sich an, alle Last der freien Welt zu schultern. Nebenbei hat er mit der Einigung auf einen neuen Generalsekretär noch eine Personalfrage der Nato gelöst.

So steht am Ende der ersten Europareise Obamas die Erkenntnis, dass Europa und Amerika wieder enger zusammenrücken. Obama hört Europa zu. Mehr noch, er betrachtet die Europäer als echte Partner. Das nährt Hoffnung für das zeitweise arg beschädigte transatlantische Verhältnis.

Als amerikanischer Präsident wird Obama aber immer zuerst amerikanische Interessen vertreten, da mache sich bei aller Erleichterung über die politische Wachablösung in Washington niemand etwas vor. So sähe Obama die Türkei gern in der EU, sehr zum Verdruss von Berlin und Paris. Allein stehen die USA auch mit dem Wunsch, die Nato zur einer politischen und militärischen Feuerwehr umzubauen. Doch eine Partnerschaft mit den USA auf Augenhöhe wird auch für die Europäer bedeuten, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. In Afghanistan, in der Nato, bei der Aufnahme eines Dialogs mit der islamischen Welt, bei der Finanzierung neuer, noch nicht absehbarer Konjunkturpakete.

Nein, am Ende der Obama-Festspiele in Europa ist die Welt natürlich nicht im Lot. Aber die Dinge sind im Fluss. Und die Richtung stimmt.