Russland hat Wort gehalten. Nach einem sechstägigen Lieferstopp wird wieder Gas über die Ukraine in die Europäische Union gepumpt.

Moskau. Der russische Monopolist Gazprom drehte am Dienstag wie versprochen um punkt 8.00 Uhr MEZ den Gashahn für die Lieferungen über seine wichtigste Transitstrecke wieder auf. Das meldete die Agentur Interfax. Eine Bestätigung für die Wiederaufnahme durch die Ukraine lag zunächst nicht vor.

Zunächst sollten 76 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag durch die Leitungen strömen, hieß es. Eine Bestätigung für die Wiederaufnahme von ukrainischer Seite lag zunächst nicht vor.

Die EU hofft auf rasche Entspannung in der Energie-Krise. Rund 80 Prozent des russischen Gases fließen über Pipelines in der Ukraine nach Westen. Einige Länder wie Bulgarien sind von der russischen Energieversorgung massiv abhängig. Die bulgarische Industrie hat durch den Energieausfall laut Zeitungsberichten bisher Verluste von gut 35 Millionen Euro verzeichnet.

Experten erwarten, dass das erste Gas aus Russland im Westen frühestens an diesem Mittwoch ankommt. In der Ukraine und in Russland kontrollieren internationale Experten an den Gasmessstationen und entlang der Leitungen, ob der Transit reibungslos läuft. Die EU, Russland und die Ukraine hatten sich am Vortag nach langem Hin und Her auf die Mission abschließend geeinigt.

Moskau hatte Kiew zuletzt wiederholt "Gas-Diebstahl" vorgeworfen. Die Ukraine verlangt von Russland kostenlos pro Tag rund 21 Millionen Kubikmeter so bezeichnetes technisches Gas, um den Betrieb der Transit-Pipelines sicherzustellen. Moskau warnte Kiew davor, diese Gasmenge zu stehlen und drohte mit neuen Lieferkürzungen.

Neuer Streit kündigte sich zudem über die Dauer des Einsatzes der EU-Beobachter an, die in der Ukraine die Gas-Transportpipelines überwachen sollen. Gazprom-Vertreter sagten, die Beobachter könnten eine dauerhafte Überwachung der Lieferungen gewährleisten. Die Ukraine will die Mission nach früheren Angaben hingegen auf einen Monat begrenzen.

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico deutete derweil an, dass sein Land im Streit um die Wiederinbetriebnahme des veralteten Atomreaktors Bohunice einlenken will. Die Slowakei werde "sämtliche Vorbereitungen für die Wiederinbetriebnahme einstellen", falls Russland tatsächlich wieder Gas liefere. Das sagte Fico nach einem Telefonat mit dem österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann. Österreich hatte energisch gegen die geplante Wiederinbetriebnahme des erst im Dezember stillgelegten Reaktors protestiert.