Im Mai 2008 löste der scheidende US-Präsident George W. Bush einen Sturm der Entrüstung aus, als er Barack Obama vor der Knesset in Jerusalem mit...

Im Mai 2008 löste der scheidende US-Präsident George W. Bush einen Sturm der Entrüstung aus, als er Barack Obama vor der Knesset in Jerusalem mit dem britischen Appeasement-Politiker Neville Chamberlain verglich. Chamberlain hatte, um einen Krieg mit allen Mitteln zu verhindern, Adolf Hitler in den 30er-Jahren große Zugeständnisse gemacht und war am Ende der Düpierte.

Obama hatte im Wahlkampf erklärt, dass er sich vorstellen könne, mit dem Iran sowie Syrien und gar mit Hamas und Hisbollah zu reden. Wahlkampfreden sind wohlfeil, aber nun ist Obama gewählt, und die Zeichen verdichten sich, dass er tatsächlich Kontakte mit der Hamas etablieren wird.

Es wäre ein Balanceakt auf einer Rasierklinge. Führten diese Gespräche tatsächlich zu stabilen Waffenpausen oder gar zu substanziellen Friedensverhandlungen, würden sie zweifellos sinnvoll sein. Doch wäre am Ende nur eine Terrorgruppe diplomatisch geadelt, die unbeirrt an ihrem Ziel einer Vernichtung Israels festhielte, so würde es sich in der Tat um die Neuauflage einer Appeasement-Politik handeln. Verhandlungen auf offizieller Ebene mit der Hamas darf es ohnehin erst dann geben, wenn sie den Staat Israel anerkennt, zähneknirschend oder nicht. Die Hamas hat zwei Gesichter - ein politisches und ein terroristisches. Und sie ist in Fraktionen zerrissen, die um den richtigen Kurs ringen. Darin liegt eine Chance. Angesichts des Leids im Nahen Osten ist es also den Versuch wert - aber Barack Obama geht damit ein hohes Risiko ein.


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