Hamburg/Brüssel. Hamburger Abendblatt:

Herr Barroso, die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über Gaslieferungen sind geplatzt. Macht Ihnen das Sorgen?

Jose Manuel Barroso:

Ich bedauere natürlich, dass Gazprom und Naftogaz bisher keine Lösung in ihrem Vertragsstreit gefunden haben. In Telefonaten mit dem russischen Premierminister Putin und der ukrainischen Premierministerin Timoschenko spät am Silvesterabend habe ich beide Seiten ermutigt, die Gespräche fortzusetzen, um möglichst bald zu einer Einigung zu kommen. Beide Seiten haben mir versichert, dass es keine Auswirkungen auf Gaslieferungen an die EU geben wird.



Abendblatt:

Können die Europäer darauf vertrauen?

Barroso:

Zuerst einmal möchte ich betonen, dass aus meiner Sicht die bestehenden vertraglichen Verpflichtungen zur Lieferung von Gas an die EU erfüllt werden müssen. Wie gesagt, ich habe gestern entsprechende Zusicherungen erhalten. Selbstverständlich beobachten wir die Lage sehr genau - und dies besonders an den Eingangspunkten der Gaspipelines zur EU. Allerdings dauert es eine gewisse Zeit, bis Änderungen im Volumen des in Russland eingeleiteten Gases auch hier messbar werden. Darüber hinaus wird in der kommenden Woche die sogenannte Gaskoordinierungsgruppe zu einem regulären Treffen zusammenkommen. Ich bin sicher, dass dieses Thema dort auch auf der Tagesordnung stehen wird.



Abendblatt:

Was erwarten Sie jetzt von Russland und der Ukraine?

Barroso:

Ich glaube, es liegt sowohl im Interesse der Ukraine als auch Russlands, als verlässliche Gaslieferanten der EU zu gelten. Daher hoffe ich, dass die Verhandlungen über eine Lösung des Vertragsstreits fortgesetzt werden. Wir werden weiterhin in engem Kontakt zu beiden Seiten bleiben und die weitere Entwicklung genauestens beobachten.