Gestern gab Richard Williamson eine gewundene Erklärung bezüglich seiner Holocaust-Leugnung ab, und die Kritik an seiner Person wird eher größer als kleiner. Jetzt hat sich auch der Vatikan zu Wort gemeldet. Er bezeichnet die Worte des Bischofs als nicht ausreichend. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, zeigte sich derweil entsetzt von der Äußerung des Briten.

Rom. Der Vatikan hat die Entschuldigung des erzkonservativen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson als unzureichend bezeichnet. Der Geistliche der Pius-Bruderschaft hatte am Donnerstag laut der katholischen Nachrichtenagentur Zenit erklärt: "Ich entschuldige mich vor Gott bei allen Seelen, die sich ehrlich über das empört haben, was ich gesagt habe." Williamson müsse seine Äußerungen vollständig und öffentlich widerrufen, bekräftigte der Vatikan. Williamson hatte zwar erklärt, es tue ihm leid, "solche Bemerkungen gemacht zu haben", jedoch offengelassen, ob er seine Ansichten geändert hat.

Williamson betonte, seine Ansichten zum Holocaust seien nicht die eines Historikers. Er habe sich seine Meinung vor 20 Jahren gebildet, "basierend auf den damals verfügbaren Beweisen". Er hätte seine Äußerungen nicht gemacht, wenn ihm vorher bewusst gewesen wäre, welches Leid und Schmerz er damit "besonders bei der Kirche, aber auch bei den Überlebenden und Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit im Dritten Reich" verursachte. Williamson hatte in einem Fernsehinterview erklärt, in den Konzentrationslagern der Nazis habe es keine Gaskammern gegeben. Zudem leugnete er den Völkermord der Nazis an sechs Millionen Juden. In den Konzentrationslagern seien nicht mehr als 300.000 Juden ums Leben gekommen, sagte der Bischof.

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich über die neue Erklärung des Traditionalistenbischofs Williamson entsetzt. "Durch den ausbleibenden eindeutigen Widerruf seiner böswilligen Lügen hat Williamson erneut zum Ausdruck gebracht, dass er ein überzeugter Antisemit und unverbesserlicher Holocaust-Leugner ist, der den Völkermord an sechs Millionen jüdischen Menschen in Zweifel zieht", erklärte Knobloch. Vom Vatikan erwarte sie sich nicht nur eine Aufforderung zum Widerruf, sondern klare Konsequenzen im Fall Williamson und "eine deutliche Abgrenzung zur antisemitischen Piusbruderschaft, die jüdische Menschen als Gottesmörder bezeichnet", fügte Knobloch hinzu. Die Zentralrats-Präsidentin begrüßte, dass auf europäischer Ebene rechtliche Schritte gegen Williamson geprüft werden. Es wäre fatal, wenn Williamson, der in Deutschland wegen Volksverhetzung strafrechtlich verfolgt würde, seine Lügen ungestraft weiter verbreiten könne.