Die Waffen sollen auf beiden Seiten schweigen, die Israelis die Blockade der besetzten Gebiete aufheben - am Sonntag soll die Übereinkunft stehen.

Hamburg/Jerusalem/Gaza. Noch ringen die Parteien nach dem Wahl-Patt in Israel um die Bildung einer Regierung, da meldet die Hamas die Einigung auf einen Waffenstillstand im schwelenden Gaza-Konflikt.

Es hat den Anschein, als wolle die radikalislamische Organisation noch rasch ein Abkommen unter Dach und Fach bringen, bevor möglicherweise eine rechte Hardliner-Koalition unter Likud-Chef Benjamin Netanjahu jede Übereinkunft unmöglich machen könnte.

Mussa Abu Marsuk, ein stellvertretender Hamas-Führer und hochrangiges Mitglied des Politbüros, sagte, seine Organisation habe sich mit den Israelis im Grundsatz auf eine 18-monatige Waffenruhe geeinigt. Auch diesmal hatte der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman die Verhandlungen beider Delegationen in Kairo geleitet. Suleiman gilt als designierter Nachfolger von Ägyptens Staatspräsident Husni Mubarak.

Aus Kairo verlautete weiter, man werde am Sonnabend noch einmal über Details sprechen und das Ergebnis am Sonntag verkünden. Taher Nunu, ein Mitglied der Hamas-Delegation, sagte am Freitag, das Waffenstillstandsabkommen werde "innerhalb von drei Tagen" öffentlich gemacht werden. Den Verlautbarungen nach wird Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen einstellen und die Blockade der besetzten Gebiete aufheben.

Abu Marsuk dementierte allerdings Medienberichte, nach denen die Auslieferung des von der Hamas vor mehr als zwei Jahren entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit ebenfalls Teil des Waffenstillstands-Abkommens sei. Diese Frage werde in einem zweiten, davon unabhängigen Schritt, geklärt werden, sagte Marsuk. Es ist aber wohl bereits vorgesehen, dass Schalit gegen eine Anzahl von Palästinensern ausgetauscht werden soll, die in israelischen Gefängnissen sitzen. Schalits Vater Noam hatte sich am Donnerstag mit dem Sondergesandten des Nahost-Quartetts, Tony Blair, getroffen.

Für die Israelis drängt die Zeit: Der scheidende Premier Ehud Olmert möchte den Fall Schalit möglichst noch in seiner Amtszeit lösen; und sein möglicher Nachfolger Netanjahu möchte ihn nicht als politische Hypothek übernehmen.

Für die Palästinenser ist die Öffnung der Grenzübergänge der wichtigste Teil des Abkommens, da viele Palästinenser ihren Lebensunterhalt mit dem Handel mit Israel verdienen oder dort sogar arbeiten.

Unterdessen lockerte Israel die Blockade schon einmal, um die Einfuhr von Blumen für den Valentinstag an diesem Sonnabend zu erlauben. Ein Lastwagen mit 25 000 Blumen aus dem Palästinensergebiet durfte den Grenzübergang Kerem Schalom passieren. Die Ausnahmeregelung erfolgte auf Antrag der Niederlande - die Blumen sollen in Europa verkauft werden.