Der umstrittene Bischof Williamson will seine Äußerungen zum Völkermord an den Juden nicht widerrufen. Hier sehen Sie Bilder vom Papst - Bilder von Holocaust-Leugnern.

Hamburg. Im Streit um den Holocaust-Leugner Richard Williamson haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Papst Benedikt XVI. am Telefon ausgesprochen. Beide hätten "in großem gegenseitigen Respekt" ihre Haltungen ausgetauscht, erklärten Regierungssprecher Ulrich Wilhelm und Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Das Telefonat mit dem Papst kam auf Wunsch der Kanzlerin zustande. "Es war ein gutes und konstruktives Gespräch, getragen von dem gemeinsamen tiefen Anliegen der immerwährenden Mahnung der Shoah für die Menschheit", sagten die beiden Sprecher weiter. Die Beziehungen zwischen Berlin und dem Vatikan galten als angespannt, nachdem Merkel bei dem aus Deutschland stammenden Papst eine eindeutige Klarstellung im Umgang mit Williamson angemahnt hatte.

Unionspolitiker und einige Bischöfe warfen Merkel daraufhin eine nicht akzeptable Einmischung in Kirchenangelegenheiten vor. Am Tag darauf verlangte der Papst von Williamson, er solle sich von seinen Äußerungen distanzieren. Benedikt VXI. sei vor der Zurücknahme der Exkommunikation der Pius-Bruderschaft nicht bekannt gewesen, dass Williamson den Völkermord der Nationalsozialisten an sechs Millionen Juden geleugnet habe. Merkel begrüßte das Machtwort des Papstes als "wichtiges und gutes Signal".

Williamson ficht das nicht an. Er wolle in der Frage des Holocaust zunächst die Beweise prüfen, sagte er

dem "Spiegel". "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen", sagte der britische Bischof in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu dem Streit, der zu der schwersten Krise in dem vierjährigen Pontifikat des Papstes geführt hat. Williamson sagte weiter, er wolle aber alles tun, was in seiner Kraft liege, um die Kirche und die Pius-Bruderschaft nicht weiter zu beschädigen.

Für die Deutsche Bischofskonferenz war damit das Maß voll. Ihr Vorsitzender Robert Zollitsch sprach sich für die neue Exkommunikation des Briten aus. "Herr

Williamson ist unmöglich und unverantwortlich", sagte der Freiburger Erzbischof der "Bild am Sonntag". "Ich sehe jetzt keinen Platz mehr für ihn in der katholischen Kirche." Schon heute will er der Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zwei Terminvorschläge machen, um das getrübte Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Judentum wieder zu verbessern. Der Zentralrat hatte den Papst scharf kritisiert und den Dialog mit dem Vatikan auf Eis gelegt.

Nach einer Emnid-Umfrage von "Bild am Sonntag" hat der Papst nach Ansicht von 67 Prozent der deutschen Katholiken mit der Teil-Rehabilitierung von Williamson seiner Kirche geschadet. 28 Prozent glauben, dies sei nicht der Fall. Bei allen Deutschen ergibt sich mit 67 zu 22 Prozent ein ähnliches Bild.

Aus Empörung wenden sich inzwischen immer mehr Katholiken von ihrer Kirche ab. "Die Austrittswelle hat eingesetzt", sagte Pater Eberhard von Gemmingen, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, der "Passauer Neuen Presse". Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Papst und den deutschen Katholiken sei "ein wenig lädiert".