Deutschland-USA: Der Kanzler wirbt dafür, sich wieder auf die gegenseitige Verbundenheit zu besinnen.

Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Verbundenheit Deutschlands mit den USA betont und um Verständnis für die Meinungsunterschiede in der Irak-Politik geworben. "Deutschland und die Vereinigten Staaten verbindet eine wirklich vitale Freundschaft" auf der Basis gemeinsamer Erfahrungen und Werte, sagte Schröder am Freitag in einer Rede zum 100-jährigen Bestehen der US-Handelskammer in Berlin. "Deutschland und die Vereinigten Staaten haben einander wirklich sehr viel zu geben. Wir wären gut beraten, uns darauf zu besinnen." US-Botschafter Daniel Coats sagte, die deutsch-amerikanischen Beziehungen seien auf dem Weg der Besserung. Bei allen wesentlichen Gemeinsamkeiten gäbe es natürlich auch Unterschiede, "die wir ruhig beim Namen nennen sollten, wenn wir unsere Beziehungen weiter ausbauen wollen", so der Kanzler. Indirekt bekannte er sich erneut zu den Entscheidungen seiner Regierung, die zum Konflikt mit den USA in der Irak-Politik geführt hatten. Weder US-Präsident George W. Bush noch Außenminister Colin Powell, mit dem Schröder am kommenden Freitag in Berlin zusammentrifft, erwähnte der Kanzler direkt. Schröder bekräftigte in der rund 20-minütigen Rede seine seit Wochen verfolgte Politik: Einerseits betonte er die grundsätzliche Bedeutung der transatlantischen Beziehungen für Deutschland, Europa und die USA in der Vergangenheit und der Zukunft. Andererseits bekräftigte er auch ohne inhaltliches Entgegenkommen die Meinungsverschiedenheiten, die die Beziehungen derzeit belasten. Wie bei anderen Reden in der jüngsten Zeit vermied er dabei aber, die Konflikte in den Vordergrund zu stellen und die US-Regierung direkt anzugreifen. Der Kanzler versicherte in seiner Rede, Deutschland sei bereit, international Verantwortung zu übernehmen. Schröder warb zugleich indirekt um Verständnis für die ablehnende Haltung der Bundesregierung zum Irak-Krieg. Der Kanzler verwies auf die "bittere Erfahrung so vieler bewaffneter Konflikte" in Europa. Die meisten Deutschen hätten sich deshalb "große Zurückhaltung gegenüber dem Einsatz militärischer Gewalt angewöhnt". Der Kanzler betonte: "Wer sich die deutsche Geschichte der vergangenen 150 Jahre vor Augen führt, kann diese Entwicklung eigentlich nur begrüßen." Schröder nannte zudem die enge deutsch-französische Zusammenarbeit unerlässlich für "Europas transatlantische Partnerschaft". Er fügte hinzu: "Niemand sollte versuchen, Deutschland vor die unsinnige Wahl zu stellen zwischen seiner Freundschaft mit Frankreich und seiner Freundschaft mit den USA."