Kommentar

Selbst wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen", soll Martin Luther einmal gesagt haben. Ich versuche mich dem anzuschließen - und zwar mit sämtlichen Fasern meines Herzens. Wir sollten es alle versuchen, denn aus diesem Wort sprechen Gelassenheit und Hoffnung, die wir niemals nötiger brauchen als in Kriegszeiten. Diese Tage sind für viele, viele Menschen auf dieser Erde geprägt von der bedrängenden Erfahrung, machtlos zu sein. Hunderttausende sagen: Wenn das schon so ist, dann wollen wir wenigstens gegen den Krieg auf die Straße gehen. Ich verstehe das. Ich finde das eigentlich sogar gut, denn "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein". Aber mitmachen kann ich nicht. Denn auch Demonstrationen sind gegenwärtig eher Bekundungen von Machtlosigkeit als Formen der politischen Mitwirkung. Vor allem aber könnte ich dabei nicht hinreichend klar zum Ausdruck bringen, wogegen ich mich wende: - Zuerst gegen den finsteren Tyrannen von Bagdad und seinesgleichen, die nicht mit der Wimper zucken, Mord, Terror und Angst über die Menschen zu bringen. Das alles soll auch nach Gottes Willen nicht sein, und ich habe die Massaker in Serbien, im Kosovo oder in Somalia ebenso wenig vergessen wie den Crash der Twin Towers. - In zweiter Linie aber macht es mich geradezu wütend und verzweifelt zugleich, dass die Chance nicht wirklich bis zur letzten Konsequenz genutzt worden ist, die Massenvernichtungswaffen des Irak friedlich und unter Einhaltung des Völkerrechts unschädlich zu machen. Die Inspektoren waren doch auf dem besten Wege! Dabei vergesse ich nicht, dass es zu dieser Chance ohne die Drohkulisse der amerikanischen Flugzeugträger wahrscheinlich gar nicht gekommen wäre. Aber warum durfte dieser hoffnungsvolle Prozess nicht zu Ende gebracht werden? So bleibt mir nur noch eins: Ich kann nur noch beten. Aber was heißt schon "nur noch"! Vielleicht ist das Gebet ja die mächtigste "Waffe" der Welt. Denn es spricht zu dem, der vor politischen Komplikationen nicht zu kapitulieren braucht, für den es unlösbare Verwicklungen nicht gibt, dessen einfacher Weg die Liebe ist und in dessen Macht es steht, Wunder zu wirken.