Kommentar

Frühlingsgefühle liegen in diesen außergewöhnlichen Sonnentagen im Streit mit den harten Realitäten. Soll es wirklich wahr sein? Soll es keinen Ausweg mehr geben? Wir fühlen: Dieser Einsatz hat ein anderes Gewicht als der Krieg im Kosovo, als die Auseinandersetzungen im weiten Afrika, als die brutale Gewalt in Tschetschenien, als . . . Oder liegt es auch an unseren Wahrnehmungen, an der Stimmungslage einer Welt mit unterschiedlichen Interessenlagen? Sicher ist: Die Bedrohung geht uns unter die Haut, und die Opfer sind wieder die kleinen Leute. Mir, einem Kriegskind, 1945 aus dem Osten verjagt mit Millionen anderen, Opfer einer verbrecherischen Politik, gejagt von einer gnadenlosen Soldateska, kommen die Tränen, wenn ich heute die Bilder sehe: Mütter, Kinder, Alte, arme Leute. Ich verstehe auch die Tränen der Enttäuschung und der Wut bei vielen Zeitgenossen. Sortieren wir unsere Gefühle! Krieg bedeutet immer eine Niederlage der Menschheit. Der alt gewordene Papst hält es uns mit nicht nachlassender Kraft vor. Was im Irak geschieht und droht, muss uns erschrecken. Warum musste es dazu kommen? Es muss doch andere Wege geben! Die Aussicht auf Krieg bedeutet auch eine Niederlage der Politik. Seit Jahren konnten wir wissen, was im Irak passierte. Man hat sich täuschen lassen, Geschäfte oder andere Ziele waren wichtiger. Und was sollen wir zum Spiel der Politik in den letzten Monaten sagen: in den USA, in Europa, bis hin nach Moskau und Peking? Als Mensch der christlichen Kirche teile ich die Trauer und Ratlosigkeit ungezählter Menschen. Ich denke an die Leidenden, die Opfer, die Verführten. Es muss doch endlich Schutz und Sicherheit gerade für die Schwachen geben! Ich erinnere an Gott: Frieden bleibt bei ihm verwahrt, auch wenn uns Schrecken und Terror umgeben. Er garantiert für immer das Recht jedes Menschen, er zieht die Frechen zur Verantwortung. Ich höre nicht auf, um Frieden zu beten, und lasse mich mahnen, Gedanken und Taten des Friedens zu fördern. Überlassen wir die Welt nicht dem Bösen! Geben wir die Vision von einer Weltgemeinschaft unter Recht und Gerechtigkeit nicht auf!