Konservative und Sozialisten hatten sich zuvor auf eine Koalition geeinigt, die gemäßigte Demokratische Linke schließt Beteiligung aus.

Athen. Die Sondierungsgepräche in Griechenland erfahren einen weiteren Dämpfer: Die Demokratische Linke (Dimar) wird sich nicht an einer Koalition mit der sozialistischen PASOK und der konservativen Neuen Demokratie (ND) beteiligen. Das teilte der Parteivorsitzende Fotis Kouvelis am Freitag mit. Er könne sich keiner Regierung anschließen, zu der nicht auch die zweitstärkste Partei Syriza gehöre, sagte Kouvelis.

Am Morgen war noch ein Durchbruch im schwierigen Athener Koalitionspoker vermeldet worden: Die griechischen Konservativen unter dem Vorsitzenden Antonis Samaras sind bereit, an einer Koalitionsregierung teilzunehmen. Das wurde am Freitag nach einem Gespräch Samaras' mit dem Sozialistenchef Evangelos Venizelos mitgeteilt. Die Vorstellungen der Sozialisten (Pasok) und der kleinen Linkspartei Demokratische Linke seien den Thesen der konservativen Nea Dimokratia (ND) „sehr ähnlich“, sagte ihr Vorsitzender Antonis Samaras am Freitag im Fernsehen. „Wir sind bereit diese Regierung zu unterstützen oder eine Minderheitsregierung zu dulden.“ Für den Abend war ein Treffen mit dem Chef der Linksradikalen, Alexis Tsipras, vorgesehen.

+++Athen hofft auf die ganz große Koalition+++

+++Der Euro sagt Akropolis Adieu+++

Derzeit bemüht sich Venizelos um die Regierungsbildung. Nach einem Sondierungstreffen mit der Demokratischen Linken hatte er am Donnerstagabend von einem „guten Omen“ für eine mögliche Koalition gesprochen. Wirft Venizelos das Handtuch, steuert Griechenland auf Neuwahlen im Juni zu. Umfragen zufolge winkt den radikalen Gegnern des mit EU und IWF vereinbarten Sparkurses ein klarer Sieg, womit die Euro-Mitgliedschaft des von der Pleite bedrohten Landes in Gefahr geraten dürfte.

Im Mittelpunkt der Gespräche des früheren Finanzministers Venizelos mit den Parteien steht der Vorschlag zur Bildung einer pro-europäischen Regierung, an der so viele Parteien wie möglich teilnehmen, die für den Verbleib Griechenlands im Euroland sind. Der kleinste potenzielle Koaltionspartner, die Demokratische Linke, stellte zuvor jedoch zwei Bedingungen: Griechenland soll im Euroland bleiben, allerdings soll sich das Land stufenweise vom Sparprogramm lösen. Diese Regierung würde das neue Umfeld in Europa nutzen, um das Sparprogramm zu lockern und Griechenlands Gesellschaft wieder auf die Beine zu stellen. Beobachter gehen davon aus, dass über Erfolg oder Misserfolg der Regierungsbildung endgültig erst bei Unterredungen aller Parteien unter Vorsitz des griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias wahrscheinlich am Montag entschieden wird.

Am Vorabend hatten sich die Sozialisten noch mit der gemäßigten Demokratischen Linken verständigt, auf eine breite Koalition zur Lösung der Krise hinzuarbeiten. Sozialisten und die kleinere linke Partei verfügen jedoch zusammen nur über 60 der 300 Sitze im Parlament. Ein Bündnis mit den Konservativen hätte mit 168 Abgeordneten eine relativ komfortable Mehrheit gehabt. Fotis Kouvelis hatte schon am Freitagmorgen erklärt, seine Partei werde sich nicht an einer Regierung nur mit den Sozialisten und den Konservativen beteiligen, wenn nicht auch das Bündnis der Radikalen Linken dabei ist. Diese Regierung sollte so breit wie möglich sein, meinte Kouvelis. Allerdings erklärte ein Sprecher des Bündnisses der Radikalen Linken, dass diese Mehrparteien-Regierung eine Pro-Sparprogramm-Regierung sein werde und an dieser würden die Radikallinken nicht teilnehmen.

+++Zentralbank spekuliert über Euro-Aus für Athen+++

Die deutsche Wirtschaft hofft, dass Griechenland im Euro-Verbund bleibt und sich doch noch aus der Schuldenkrise rettet. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wir sind daran interessiert, dass der schlimmste Fall nicht eintritt.“ Die deutsche Wirtschaft setze darauf, dass die Griechen zur Vernunft kommen.Nach Auffassung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist die Euro-Zone heute widerstandsfähiger als vor zwei Jahren und würde ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro-Raum notfalls verkraften. Zur dortigen Krise sagte der Minister der „Rheinischen Post“ (Freitag). „Die Staaten Europas und die privaten Gläubiger sind Griechenland schon außergewöhnlich weit entgegen gekommen. Wir haben gemacht, was möglich ist.“ Es sei „gefährlich, den Bürgern vorzugaukeln, es gäbe einen anderen, einfacheren Weg, auf dem Griechenland gesunden könnte und alle Härten vermieden würden.“

Mit Material von dpa/dapd/rtr