Vor 65 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Das Hamburger Abendblatt fragt Sie: Wem möchten Sie ein Denkmal setzen?

Hamburg. Schon unmittelbar nach ihrem Machtantritt am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten auch in Hamburg mit der systematischen Verfolgung und Vernichtung ihrer tatsächlichen und vermeintlichen Gegner. In den ersten Jahren hofften viele Menschen, dass die großen Repressionen vorübergehen, die Einschüchterungen, die Verhaftungen, die Hinrichtungen, die Morde aufhören würden, sodass man sich seines Lebens wieder sicher sein könne.

Das Gegenteil trat ein. Niemand, der dem von Rassenwahn geprägten Ideal des „arischen“ Menschen nicht entsprach oder aus persönlicher Überzeugung nicht bereit war, sich der nationalsozialistischen Ideologie bedingungslos zu unterwerfen, konnte seines Lebens sicher sein. Hamburgs Juden wurden entrechtet, gedemütigt und beraubt. Wem die Emigration gelang, der konnte meist nur das nackte Leben retten. Wer blieb, wurde deportiert und fast immer ermordet. Nicht anders ging es Sinti und Roma, Homosexuellen, vielen Sozialdemokraten und Gewerkschaftern, bekennenden Christen und Kommunisten, Zeugen Jehovas und zahllosen behinderten Menschen, die dem Euthanasieprogramm zum Opfer fielen.

Heute vor 65 Jahren befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Überall in der Welt gilt Auschwitz als Synonym für den Holocaust, die systematische Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten und ihre Helfer. Aber auch nachdem Auschwitz befreit war, ging das Morden in vielen anderen KZs weiter, auch in Neuengamme auf Hamburger Stadtgebiet.

Heute vor 65 Jahren starben dort 45 Menschen, von denen 30 nicht einmal 30 Jahre alt geworden sind. Insgesamt verzeichneten die Totenbücher für den Januar 1945 1376 Tote. Dabei war Neuengamme, anders als Auschwitz, kein Vernichtungslager, sondern ein „Arbeitslager“. Ermordet wurden die Häftlinge hier größtenteils durch unmenschliche Arbeitsbedingungen. „Vernichtung durch Arbeit“ hieß das im zynischen Sprachgebrauch der Nationalsozialisten.

Nicht einmal zehn Prozent der insgesamt etwa 100.000 Menschen, die in Neuengamme inhaftiert waren, kamen aus Deutschland. Unter den etwa 50.000 dort ums Leben gekommenen Häftlingen gab es nur wenige Hamburger. Aber im Lauf der zwölf Jahre währenden NS-Schreckensherrschaft wurden auch zahllose Bürger aus Hamburg verfolgt, gedemütigt, beraubt, zum Verlassen ihrer Stadt und ihres Landes gezwungen, in den Selbstmord getrieben oder in nahezu alle Konzentrationslager deportiert. Tausende verloren ihr Leben.

Im vergangenen Herbst hat das Hamburger Abendblatt in einer großen Aktion bedeutende Hamburger vorgestellt, am heutigen Auschwitzbefreiungstag stellen wir Menschen vor, die Hamburg genommen wurden.

Es waren Wissenschaftler, Künstler, Musiker, Theologen und Pädagogen, Politiker, Gewerkschafter und Unternehmer; Persönlichkeiten, die zum kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Reichtum Hamburgs beigetragen haben, bis ihnen die braunen Machthaber das verwehrten. Es waren aber auch Arbeiter, Angestellte, ebenso einfache wie aufrechte Menschen, die das Unrecht ihrer Zeit nicht schweigend hinnahmen und den Mut zum Widerstand fanden. Von 43 dieser Menschen zeigen wir die Gesichter und nennen die wichtigsten Daten ihres Lebens. Sie stehen stellvertretend für all jene Menschen, die unserer Stadt genommen wurden.

Wenn Sie an Persönlichkeiten aus Hamburg erinnern wollen, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden oder emigrieren mussten, können Sie das hier tun.