Generäle diktieren, was die Sender spielen dürfen. Die Thailänder wollen aber Justin Timberlake statt Tschingderassabumm. Militärmusik macht die friedliebenden Bürger aggressiv.

Bangkok. Dass die neue Militärjunta in Thailand eine eigene Seite bei Facebook eingerichtet hat, kommt heutzutage nicht überraschend. Bis Freitagnachmittag hatte der Auftritt in dem sozialen Online-Netzwerk mehr als 210.000 Fans – ein deutlicher Anstieg seit dem Vortag. Doch womit die Generäle bei ihrem Volk gar nicht gut ankommen, ist die Wahl ihrer Musik in Radio und Fernsehen. In Kommentaren fordern Facebook-Nutzer eine Abkehr von den alten martialischen Liedern hin zu moderneren Songs.

„Da ihr die Politik reformiert, könnt ihr ebenso gut eure Musik reformieren“, hieß es in einem der Kommentare auf der Seite. In einem anderen wurde um „etwas Erhebenderes“ gebeten. Die Song-Wünsche reichten von Justin Timberlake über Michael Jackson und den Hit „Let It Go“ aus dem Disney-Film „Die Eiskönigin – Völlig Unverfroren“ bis hin zu thailändischer Folklore.

Die laufenden Kommentare auf der Facebook-Seite sind ein unbeschwerter Seitenaspekt der sonst dramatischen Ereignisse in Thailand. Dort hatte das Militär am Dienstag das Kriegsrecht ausgerufen und zwei Tage später bekannt gegeben, die Regierung zu stürzen. Der einflussreiche Armeechef des Landes, Prayuth Chan-ocha, hatte das Vorgehen gerechtfertigt, um nach den sechs Monate andauernden Unruhen und dem politischen Stillstand Stabilität wiederherzustellen und weitere Gewalt zu vermeiden. Die politische Krise kostete seit November 28 Menschen das Leben, Hunderte wurden verletzt.

Im Internet meinten einige User scherzhaft, die nationalistischen Hymnen des Militärs könnten alte Aggressionen freisetzen. „Spielt andere Lieder, bitte! Eure Marschmusik macht mich so patriotisch, dass ich ein Schwert schwingen und einige Myanmaren aufschlitzen will“, hieß es beispielsweise in Anspielung auf das Nachbarland Myanmar, einen historischen Feind Thailands.

Die Facebook-Seite war am Dienstag ins Leben gerufen worden, um Ankündigungen und Erlässe des Militärs zu veröffentlichen. Am Donnerstag strömten erste Beschwerde-Kommentare ein, als die kriegerische Musik sämtliche Programme von Fernseh- und Radiosendern ersetzte. Gegen die Kritik auf Facebook wurde offenbar nichts unternommen. Dabei gibt es eine Anordnung, wonach soziale Medien ihre Dienste aussetzen sollen, wenn es dort Äußerungen gegen die Putschisten gibt.

Nicht alle Kommentare drehten sich um Musik. Angesichts der Schließung von Schulen am Freitag baten Eltern im Internet darum, wieder Kindersendungen im Fernsehen auszustrahlen. „Kann ich mein Fernsehen zurückhaben?“, schrieb ein Vater. „Zumindest den Zeichentrick-Sender für mein Kind? Es wird der nationalen Stabilität nicht schaden.“ Eine Frau postete hingegen ein Foto eines lächelnden Soldaten mit nacktem Oberkörper und fragte, ob man wisse, ob er eine Freundin habe. „Ich mag ihn“, schrieb sie.

Der Militärputsch ist der zwölfte in Thailand seit dem Ende der absoluten Monarchie im Jahr 1932. In einem der Kommentare auf der Facebook-Seite meinte jemand, es wäre nett, ein Musikandenken zu haben, wenn der jüngste Putsch vorbei sei. „Wenn alles ein Ende findet, vergesst nicht, eine CD zu machen“, hieß es.