Monti sorgt sich um Italien, auch die internationalen Märkte reagierten empfindlich darauf, dass der Initiator der Sparreformen gehen wird.

Mailand. Der italienische Regierungschef Mario Monti blickt nach seiner Rücktrittsankündigung von Samstag nach eigenen Worten in eine ungewisse Zukunft. Er wisse nicht, wie es politisch mit ihm weitergehen werde, sagte Monti der italienischen Zeitung „La Repubblica“ vom Montag. „Wenn ich meine Gefühle heute beschreiben müsste, würde ich sagen, dass ich mir große Sorgen mache“, sagte Monti der Zeitung.

Monti fungiert als Sanierer der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone und hat dem Land einen harten Sparkurs verordnet. Er hatte bislang gesagt, er werde bei den nächsten Wahlen nicht antreten. Nun werden die Neuwahlen für Februar erwartet. Einige mögliche Koalitionspartner aus den Reihen der kleineren Parteien der Mitte haben jedoch angemerkt, Monti habe die Tür für eine mögliche neue Kandidatur noch nicht geschlossen.

Monti hatte am Samstag nach dem Verlust der Unterstützung durch die Partei des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Der Zeitung sagte er, er habe seinen geplanten Rücktritt aus Rücksicht auf die Finanzmärkte am Wochenende verkündet. Berlusconi erklärte nahezu zeitgleich, nächstes Jahr erneut für das Amt des Regierungschefs zu kandidieren.

Monti wird den Angaben nach zurücktreten, sobald der Haushalt für das kommende Jahr verabschiedet sein wird. Damit wird noch vor Weihnachten gerechnet.

Unterdessen wachsen in der EU die Sorgen um eine Verschärfung der Euro-Krise. Der Chef der Euro-Rettungsfonds ESM und EFSF, Klaus Regling, sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagausgabe): „Italien hat im vergangenen Jahr wichtige Reformen angeschoben. Das haben die Märkte bislang honoriert, allerdings haben sie auf die aktuellen Entwicklungen Ende vergangener Woche beunruhigt reagiert.“ Für Italien wie für die gesamte Währungsunion sei es wichtig, dass der Reformprozess fortgesetzt werde.

Wenige Stunden vor Montis Rücktrittsankündigung hatte der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi sein politisches Comeback angekündigt und erklärt, er wolle bei der Parlamentswahl im kommenden Jahr kandidieren.

Regling räumte ein, dass der Kurs der Euro-Staaten im Kampf gegen die Krise gerade in der deutschen Bevölkerung auf große Skepsis stoße. Er nehme die Sorgen der Menschen ernst, halte sie aber für unbegründet. „Weder verteilen wir Geschenke, noch wird die Politik der Europäischen Zentralbank zu Inflation führen“, sagte der frühere Spitzenbeamte des Bundesfinanzministeriums.

Regling fügte hinzu, noch vor ein paar Monaten sei die Mehrheit der großen Kapitalanleger überzeugt gewesen, dass der Euro nicht überleben werde. Jetzt habe sich die Stimmung völlig gedreht. „Das muss nicht so bleiben, aber die Investoren haben sehr wohl registriert, dass einige große Hedgefonds sich mit ihren Wetten auf ein Scheitern der Währungsunion heftig verspekuliert und viele Milliarden Euro verloren haben“, sagte Regling. „So etwas beeindruckt die Märkte mehr als Brüsseler Beschlüsse.“

Auch die Anleger an den Anleihe-Märkten am Montag hat die Ankündigung des Rücktritts stark verunsichert. Der italienische BTP-Future stürzte um 2,25 Punkte auf 107,80 Zähler ab. Für die zehnjährigen Anleihen bahnte sich somit eine sehr schwache Eröffnung an. „Jede Infragestellung der Sparbemühungen Italiens ist für die italienischen Anleihen Gift“, erklärte ein Händler. Zuletzt hatten viele Anleger Anleihen aus der Euro-Zonen-Peripherie gekauft und Positionen aufgebaut. Diese Entwicklung könnte sich nun umkehren und die Anleihen zusätzlich unter Druck setzten, warnte der Händler.

Dagegen stand der Bund-Future als sicherer Anlagehafen für viele Investoren wieder höher im Kurs. Der Terminkontrakt kletterte um 42 Ticks auf 146,13 Zähler.