Bundespräsident Gauck eröffnete das gesellschaftliche Großereignis mit 2.500 Gästen in Berlin. G + J-Vostand Julia Jäkel sagte ab.

Berlin. Der Zeitungskrise zum Trotz haben rund 2.500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien den 61. Bundespresseball in Berlin zelebriert. Der neue Bundespräsident Joachim Gauck eröffnete das gesellschaftliche Großereignis mit dem traditionellen Walzer, zu dem er die Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Sonja Mayntz, auf das Parkett führte. First Lady Daniela Schadt, in weinrotem Kleid, tanzte zugleich mit Gregor Mayntz.

Zu den Gästen im Hotel Intercontinental zählten die Minister Daniel Bahr (FDP), Thomas de Maizière (CDU), Hans-Peter Friedrich (CSU), Dirk Niebel (FDP), Peter Ramsauer (CSU) und Philipp Rösler (FDP). Kanzlerin Angela Merkel glänzte dagegen wie in den Vorjahren durch Abwesenheit. Auch die SPD-Granden Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier waren nicht gekommen. Kurzfristig abgesagt hatte auch Gruner + Jahr-Vorstand Julia Jäkel, die noch am Vormittag das Aus der Wirtschaftszeitung „Financial Times Deutschland“ zum 7. Dezember angekündigt hatte.

Bedroht von Pleiten sind auch weitere Hunderte Journalisten: Die „Frankfurter Rundschau“ vom Verlag DuMont Schauberg hatte vergangene Woche Insolvenz angemeldet, die Nachrichtenagentur dapd Anfang Oktober. Den Auftakt hatte die Nürnberger „Abendzeitung“ gemacht, die am 29. September zum letzten Mal erschienen war.

Das Zeitungssterben war dann auch eines der Topthemen auf dem Ball. Organisator Alfred Gertler sagte zur Begrüßung, er hoffe, dass zahlreiche journalistische Arbeitsplätze in den Betrieben zu retten seien. Trotzdem erwarte er ein großes Fest. Gauck sagte, Zeitungen werde es immer geben, man wisse derzeit nur nicht, wie viele. „Die Menschen wissen ganz genau, welche Veränderungen in der Medienlandschaft anstehen.“

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte zu den Hiobsbotschaften: „Das sind bittere Wermutstropfen für diesen Ball.“ Er werde die Zeitungen vermissen. Man müsse sehen, wie ein hochwertiger Printjournalismus erhalten werden könne. Grünen-Chefin Claudia Roth, die ein großes Collier über dem grünen Kleid trug, meinte, sie sei traurig über diese Nachrichten, es müsse etwas passieren. „Es ist wirklich ein Schatten heute dabei.“

Ihre Feierlaune nicht verderben lassen wollten sich andere Politiker. Verteidigungsminister Thomas de Maiziére meinte: „Mich betreffen viele Krisen in der Welt.“ Er hoffe, damit heute nicht beschäftigt zu werden. Niebel meinte, er könne unbeschwert trotz Zeitungssterben auf dem Bundespresseball feiern. Tanzen werde er wohl nicht, er unterhalte sich lieber. Vizekanzler Rösler sagte: „Die Zeitungslandschaft ändert sich, die Lesegewohnheiten ändern sich. Darauf müssen sich die Verlage einstellen.“ Brüderle fügte hinzu, er sei traurig, wenn es weniger Zeitungen gebe. Und Friedrich erklärte, Zeitungen müssten eben innovativ sein.

Dann ging es weiter über den passender Weise schwarzen Teppich Richtung Buffets, wo es Austern, Thunfisch und erlesene Trüffel gab, zu denen Champagner gereicht wurde. Serviert wurden unter anderem Schwarzfederhuhn, Mango-Lassi mit gerauchten Garnelen, Austern, Thunfisch und gebratene Schweinebrust an Ferkelchen-Confit. Dazu wurden 600 Flaschen Champagner und 3.000 Liter Bier angeboten. Zu den Gästen zählten auch die Schauspieler Andrea Sawatzki und Christian Berkel sowie Modeexperte Michael Michalsky.

Merkel zeigte sich erneut als Ballmuffel. Seitdem sie in der Politik ist, habe sie noch nicht einmal den Bundespresseball besucht: „Es gibt auch andere kulturelle Höhepunkte“, hatte sie einmal ihre Absage begründet. Musikalische Höhepunkte sollten die Auftritte der Harlem Gospel Singers und von Roman Lob werden.

Das Ball-Motto „Perpetuum Mobile“ sollte den Veranstaltern zufolge „die speziellen Regeln und Gesetzmäßigkeiten im Parlaments- und Regierungsviertel“ deutlich machen. Darüber hinaus hätten sich auch die politischen Schwerpunktthemen wie Schulden- oder Eurokrise zu einem Perpetuum Mobile entwickelt.

Der Bundespresseball wird über den Verkauf der Eintrittskarten und durch die Unterstützung von Sponsoren finanziert. Die Tickets kosten 450 Euro pro Flanierkarte und 690 Euro pro Saalkarte. Sie sind nicht auf dem freien Markt erhältlich, sondern nur auf Einladung der Bundespressekonferenz.

Gastgeber des Bundespresseballs ist die Bundespressekonferenz e.V.. Der Verein ist ein Zusammenschluss deutscher Parlamentskorrespondenten, die aus Berlin und Bonn über die Bundespolitik berichten.