Doppelte Abiturjahrgänge, das Ende der Wehrpflicht und der große Beliebtheitsfaktor Berlins sorgen für einen immensen Andrang.

Berlin. Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität (HU), Jan-Hendrik Olbertz, hat vom Land Berlin wesentlich mehr Geld für die Hochschulen gefordert. Andernfalls seien die Universitäten gezwungen, sich zu verkleinern, sagte er am Montag zum Start des Wintersemesters im rbb-Inforadio. Unterstützt wurde die Forderung auch vom Präsidenten der Technischen Universität, Jörg Steinbach, und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Wenn die Grundausstattung nicht angepasst wird, können wir die hohe Zahl der Studierenden sicher nicht aufrechterhalten“, sagte Steinbach der Nachrichtenagentur dpa.

In diesem Jahr sei der Zuwachs besonders hoch, sagte HU-Präsident Olbertz. Das Masterstudium sei nur für 50 Prozent der Studenten ausfinanziert. Es wechselten aber etwa 75 Prozent der Studenten ins Masterstudium. Die acht Millionen Euro, die die Humboldt-Universität bis 2016 vom Senat für zusätzlich aufzunehmende Studenten bekomme, seien nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“.

Seit dem vergangenen Jahr sorgen doppelte Abiturjahrgänge und die Aussetzung der Wehrpflicht zum Teil für deutlich mehr Andrang an den Hochschulen als in den Vorjahren. An der Humboldt-Universität gab es in diesem Wintersemester 40 800 Bewerber für 6800 Plätze. Im Vorjahr waren es 34 000 Bewerber für fast 6000 Plätze.

Berlin sei als Studienort extrem beliebt. Daher wechselten viele Studenten aus dem Bundesgebiet an die Hochschulen in der Hauptstadt, sagte TU-Präsident Steinbach. Für diese zusätzlichen Plätze gebe es aber kein Geld aus dem Hochschulpakt, sagte der Professor. Finanziert würden damit nur Plätze von Studenten, die erstmals an einer Uni eingeschrieben seien. Auch die TU sei „absolut an der Belastungsgrenze“.

Aufgrund bestehender Hochschulverträge könne sie zusätzliche Studenten aber nicht einfach abweisen. An der TU habe es im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg gegeben. Seitdem bewege sich die Zahl der Bewerber für die 3700 Studienplätze bei etwa 15 000.

Von der Freien Universität hieß es, der Andrang verteile sich auf dieses und das vergangene Jahr. Generell sei die Hochschule aber in jedem Jahr beliebt. Zum aktuellen Wintersemester 2012/13 gab es demnach rund 32 000 Bewerber auf 4200 Plätze. Zum Wintersemester 2011/12 waren es 30 500 Bewerber auf 4000 Plätze.

Die GEW forderte von Senat und Abgeordnetenhaus, „dass sie in den anstehenden Verhandlungen über die Hochschulverträge eine Trendwende hin zu einer aufgabengerechten finanziellen und personellen Ausstattung der Hochschulen einläuten“.