Wirtschaftsminister Philipp Rösler gastierte zum Semesterbeginn an der Leuphana und warb bei den Studenten für Unternehmertum.

Lüneburg. Zum "Info-Point" weist ein Aufsteller, ein Marktwagen bietet "Bio-Snacks": An der Leuphana Universität hat die Startwoche begonnen, die Eingewöhnungsveranstaltung für Erstsemester, bevor die Vorlesungen beginnen. 1800 neuen Studenten hat Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler gestern aus diesem Anlass in Lüneburg Mut gemacht für eine Unternehmensgründung.

Der größte Gründerwettbewerb Europas sei die Startwoche der Universität in diesem Jahr, wirbt die Leuphana: Aufgabe der Erstsemestler ist es, Geschäftsideen für die Bereiche Nachhaltigkeit und Digitale Medien zu entwickeln. Schirmherr ist der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Und den begrüßten einige junge Leute - keine Studienanfänger, sondern eine kleine Schar rund um den Fraktionsvorsitzenden der Linken im Lüneburger Stadtrat, Michèl Pauly - als FDP-Anhänger verkleidet, ironisch-kritisch mit Transparenten wie "Leufirma - WissEuronschaft mit Wirtschaftskraft" sowie dem Hinweis auf die mit der Stiftungsuniversität kooperierenden Unternehmen wie etwa Bertelsmann und die Otto Group.

Beirren ließ sich der frei sprechende Minister davon freilich nicht, sondern dankte launig für die "doppelte Begrüßung". Es sei "trotzdem ein guter Tag für die deutsche Wirtschaft", weil an diesem Tag die Grundlage für ihren Erfolg gelegt werde.

Lüneburgs Startwoche, lobte der hochrangige Politiker, vereine seine "Lieblingsthemen Freiheit, Verantwortung und Kreativität". Es gebe keine andere deutsche Hochschule, die so viele Lehrstühle besitze, die sich mit Selbstständigkeit beschäftigen. Unternehmer, besonders die kleinen und mittelständischen, übernähmen Verantwortung für ihre Produkte, Mitarbeiter, nachfolgende Generationen und die Umwelt.

Zwei Dinge, wünschte sich der Wirtschaftsminister - selbst promovierter Mediziner -, sollten die Studenten aus ihrer ersten Woche an der Uni mitnehmen: Selbstständigkeit und Durchhaltevermögen. "Und die Startwoche mit ihrer Idee rund um Geschäftsgründungen richtet sich nicht nur an Betriebswirtschaftler und Volkswirte, sondern an alle. Hier lernen alle unternehmerisches Denken." Von diesem Geist, dem des Mittelstands, lebe Deutschland.

Während die Neuen auf dem Campus sich nach der bejubelten Rede bereits in Arbeitsgruppen daran machten, über den Kundennutzen von Bohrmaschinen und Babysittern zu sinnieren, antworteten Philipp Rösler und Holm Keller, hauptberuflicher Vizepräsident der Hochschule, auf die Fragen von anderen Studenten und Journalisten.

Politisches Engagement sei immer gut, reagierte der Minister im Nachhinein noch einmal auf die kritische Begrüßung durch Transparente. "Unternehmertum muss aber nichts Negatives sein", das sei ihm wichtig festzuhalten. "Auf eine Gründungskultur hinzuweisen, ist ausdrücklich richtig."

Keller assistierte: "Schließlich schaffen Selbstständige Arbeitsplätze und übernehmen Verantwortung für die Zivilgesellschaft." Es sei zudem die erste Startwoche seit sechs Jahren mit einem stark wirtschaftlich fokussierten Inhalt, und das sei gut für die "Balanciertheit der Themen".

Die Gründe für die Nachwuchsakademiker, sich für Lüneburg zu entscheiden, stellten sich gestern dann auch ebenso vielfältig dar - von pragmatisch bis fast philosophisch. "Ich habe mich für diese Hochschule entschieden, weil ich von Hamburg pendeln kann und mir keine neue Wohnung suchen muss", sagt Lennart Richter, 21, der den Major (Hauptfach) Kulturwissenschaften studieren wird - mit Minor (Nebenfach) BWL.

Maximilian Rolfes, 19, aus der Nähe von Osnabrück hat sich für Lüneburg entschieden, weil die "Uni für meinen Studiengang VWL sehr anerkannt und bekannt ist". Kommilitone Timo Bahrs, 20, studiert auch VWL und hat sich von dem Komplementärstudium nach Lüneburg locken lassen. "Hier kann ich Wirtschaftsrecht als Minor studieren, das bietet mir eine gute berufliche Perspektive. Und ich kann über den Tellerrand gucken, zum Beispiel Chinesisch lernen. Das finde ich klasse."

Merlin Krabbe, 19, hat für die Leuphana sogar Lüneburg gegen seinen vorherigen Wohnort Hamburg eingetauscht - "wegen der hohen Wohnqualität und des großen Kulturangebots". Umweltwissenschaften hätte er ansonsten auch in Harburg studieren können. "Da war Lüneburg als junge, innovative Uni für mich wesentlich attraktiver", meint Krabbe.

Insgesamt 120 Teams arbeiten jetzt ihre ersten Geschäftsideen aus, nächste Woche beginnen dann die Vorlesungen.