Die 88.000 Hamburger Studenten werden entlastet, aber die Wohnungssuche in Hamburg wird dafür für sie immer schwerer und teurer.

Hamburg. An den 20 Hamburger Hochschulen studieren rund 88.000 Menschen. Damit hat die Hansestadt so viele Studierende, wie Einwohner in Flensburg leben. Zudem ist die Universität Hamburg, gemessen an der Zahl der rund 42 000 eingeschriebenen Studenten, die drittgrößte Hochschule in Deutschland, nach den Unis in Köln und München.

Am Montag beginnt das Wintersemester, und erstmals seit 2007 werden die Hamburger Studenten dann keine Studiengebühren mehr zahlen müssen. Der Senat hat die 375 Euro teure Gebühr abgeschafft. Bereits jetzt, bevor die ersten Vorlesungen beginnen, steht fest, dass Hamburg auch weiterhin zu den beliebtesten Studienorten bei den sogenannten Erstis gehört.

Allein an der Universität Hamburg werden rund 5400 Studienanfänger in das Wintersemester starten. Insgesamt waren 44.831 Bewerbungen (Vorjahr: 44.188) für die 74 angebotenen Studiengänge eingegangen. An der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) haben sich die Bewerberzahlen im Verhältnis noch stärker erhöht. Nach 3535 Bewerbungen im vergangenen Jahr bewarben sich zum Wintersemester 4234 auf die 1236 Studienplätze an der TUHH. Mit einer Quote von 15 Prozent ist die TU vor allem bei ausländischen Studierenden beliebt.

Die Bewerberzahlen an den großen öffentlichen Hochschulen in Hamburg sind damit seit einigen Semestern auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Das liegt vor allem an den doppelten Abiturjahrgängen, aber auch an der Aussetzung der Wehrpflicht im vergangenen Jahr.

Einige Fächer stehen in der Gunst der Studenten seit Jahren ganz oben. Zu den beliebtesten Studienfächern an der Uni Hamburg gehören nach wie vor die Kommunikationswissenschaft mit 3355 Bewerbungen auf 32 Plätze, Erziehungs- und Bildungswissenschaft (1620/156), Soziologie (1086/107) und hochschulübergreifend zusammen mit der HAW auch Wirtschaftsingenieurwesen (1906/165).

Als Erstsemesterstudent wird auch Finn Schulz ab Montag die Bänke in den Hörsälen der Uni Hamburg drücken. Sport und Italienisch stehen auf dem ersten Semesterstundenplan. Mit dem Golfklub seiner Heimatgemeinde Hittfeld spielt er in der zweiten Bundesliga. Später will er im professionellen Mannschaftssportbereich arbeiten. Hamburg war jedoch nicht seine erste Wahl: "Eigentlich wollte ich an die Sporthochschule Köln, aber mein Abiturnotenschnitt reichte nicht", sagt Schulz. Die Nachricht über die Abschaffung der Studiengebühren hat ihn dennoch gefreut. "Man spart eine Menge Geld", sagt Schulz.

Auch die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft bezeichnet die Abschaffung als wichtigen Schritt, der "Bildungsgerechtigkeit ermöglicht". Wichtig sei es aber außerdem, "dass die Studierenden auch nach der Abschaffung der Studiengebühren bei Investitionen und Maßnahmen für Studium und Lehre mit einbezogen werden", sagt Philipp-Sebastian Kühn, wissenschaftlicher Fachsprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Denn während die Studenten für ihr Studium zahlten, waren sie in den verschiedenen Gremien in die Entscheidungen über die Verteilung des Geldes mit eingebunden. Die SPD-Fraktion will einen Antrag in die nächste Bürgerschaftssitzung einbringen, um diese Beteiligung zu erhalten. Auch die Uni will den Studenten weiterhin ein Mitspracherecht einräumen. Aus dem Präsidium heißt es dazu: "Wir haben die Fakultäten gebeten, nach Möglichkeit eine Beteiligung der Studierenden weiterhin vorzusehen."

Durch die Abschaffung der Studiengebühren muss das Land ein 39-Millionen-Euro-Loch ausgleichen.

Die erfolgreiche Anwerbepolitik der Hamburger Hochschulen bedeutet auch einen starken Zuzug von Studenten, die auf dem angespannten Wohnungsmarkt oftmals Probleme haben, eine Unterkunft zu finden. Der "Freie Zusammenschluss von StudentInnenschaften" (fzs) hat erst in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass im gesamten Bundesgebiet rund 25.000 Wohnheimplätze fehlen.

Diese Zahl will der Geschäftsführer vom Studierendenwerk Hamburg, Jürgen Allemeyer, zwar nicht kommentieren. Für Hamburg treffe aber zu, dass die vergleichsweise hohen Mietpreise ein Problem darstellten. "Es gibt in Hamburg derzeit einen erheblichen Mangel an preisgünstigem Wohnraum, der Studierende besonders hart trifft." Vor allem ausländische Studierende hätten Probleme, Wohnraum zu finden, sagt Allemeyer.

In Hamburg gibt es rund 3900 Wohnheimplätze, die für rund zehn Prozent der Studenten ausreichen. In Bremen und Berlin liegt diese Quote bei sieben Prozent. Gerade erst ist in Hammerbrook ein neues Wohnheim des Studierendenwerks mit 201 Plätzen fertiggestellt worden - doch noch sind alle Plätze zu vergeben. Mit durchschnittlich 355 Euro für ein Zimmer liegt die Warmmiete aber auf dem Niveau von WG-Zimmern auf dem freien Wohnungsmarkt. Dennoch seien Wohnheime noch immer die günstigere Alternative. "Durchschnittlich zahlen Studenten 233 Euro in unseren Einrichtungen", sagt Allemeyer. Er begrüßt das Förderprogramm des Senats für Studentisches Wohnen auf der Veddel und in Wilhelmsburg. Hier werden in den drei Wohngebieten 400 bis 500 Studierende durch subventionierte Mieten mit bezahlbarem Wohnraum versorgt.