Berichten der Rebellen zufolge soll Gaddafis Sohn Chamis bei ANgriffen ums Leben gekommen sein. Aufständische rücken offenbar auf Tripolis vor. Frankreich gibt zu: Ein Blitzkrieg gegen Libyens Machthaber Gaddafi war von vornherein unmöglich.

Bengasi/Paris. Chamis, ein Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, ist den Rebellen zufolge bei einem Nato-Luftangriff getötet worden. Bei dem Angriff auf die westliche Stadt Slitan seien insgesamt 32 Menschen ums Leben gekommen, darunter Chamis Gaddafi, sagte ein Sprecher der Aufständischen am Freitag. Chamis führt die 32. Armeebrigade an, die gut ausgebildet und loyal zu Gaddafi ist. Die Soldaten kämpften zuletzt in Slitan. Die Stadt liegt zwischen der von Rebellen gehaltenen Enklave Misrata und der Hauptstadt Tripolis.

Eine unabhängige Bestätigung für den Tod des Gaddafi-Sohnes gab es zunächst nicht. Weder von der Regierung noch der Nato lag eine Stellungnahme vor. Nach Angaben der Regierung in Tripolis wurde in diesem Jahr bereits ein anderer Sohn Gaddafis, Saif al-Arab, bei einen Nato-Angriff getötet.

Der französische Außenminister Alain Juppé hat unterdessen eingeräumt, das Durchhaltevermögen des libyschen Machthabers Gaddafi unterschätzt zu haben. Zugleich betonte er aber, dass der Einsatz unter Leitung der Nato aus seiner Sicht nicht festgefahren sei. „Niemand hat je behauptet, dass es ein blitzschneller Krieg werden würde“, sagte Juppé in einem Interview mit dem Fernsehsender France 2. Die internationale Koalition werde ihren militärisch ausgeübten Druck fortsetzen. Im Mai hatte der französische Außenminister noch erklärt, die Geduld seines Landes sei begrenzt, und Paris sei nicht gewillt „länger als einige Monate“ zu kämpfen.

Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet hatte zuvor angekündigt, Frankreich werde seinen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ aus dem Libyen-Krieg abziehen. Das atomar angetriebene Schiff werde Mitte August zu Wartungsarbeiten zurück in seinen Heimathafen Toulon an der Mittelmeerküste kommen. Der Flugzeugträger mit seiner 1900 Mann starken Besatzung beteiligt sich seit Ende März an dem internationalen Einsatz gegen Gaddafis Regime. Der Abzug der „Charles des Gaulle“ bedeute aber nicht, dass sich Frankreich aus dem Einsatz zurückziehen wolle, betonte auch Longuet. Zuletzt hatte es in Frankreich immer mehr kritische Stimmen gegeben, die die hohen Kosten beklagt hatten. Der Einsatz kostet das Land pro Tag 1,2 Millionen Euro. (rtr/dapd)