Zentralrat der Juden: Wulff repräsentiere ein Deutschland, das in der Gegenwart angekommen sei und seine Geschichte nicht vergesse.

Berlin. Bundespräsident Christian Wulff erhält in diesem Jahr den Leo-Baeck-Preis des Zentralrates der Juden in Deutschland. Damit ehre der Zentralrat das herausragende, von aufrichtigem Einfühlungsvermögen und von tiefer Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft getragene Engagement des Staatsoberhauptes, sagte Zentralrats-Vorsitzender Dieter Graumann. Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises erfolgt Mitte November in Berlin.

In seiner bisherigen Amtszeit habe sich Wulff als Mann des klaren Wortes und der deutlichen Signale präsentiert, sagte Graumann. In der Gedenkstätte Auschwitz am 27. Januar habe er ein unübersehbares Zeichen gesetzt, „dass Ewiggestrige in Deutschland keine Zukunft mehr haben“.

Mit seiner Teilnahme an der Einweihung der Neuen Synagoge in Mainz habe Wulff zudem gezeigt, dass er das wieder erstarkende, zunehmend lebendiger, bunter und vielfältiger werdende jüdische Leben schätze, für das sich Juden in Deutschland entschieden hätten. Graumann erinnerte weiter an den Staatsbesuch in Israel. Dabei habe der Bundespräsident ein Zeichen der Verbundenheit gesetzt, „das weit über das übliche, manchmal allzu formelhaft geratende, Bekenntnis zum Existenzrecht Israels hinausging“, ergänzte der Zentralrats-Vorsitzende.

Der Bundespräsident repräsentiere ein Deutschland, das in der Gegenwart angekommen sei und seine Geschichte nicht vergesse, das der jüdischen Gemeinschaft verbunden sei und jüdische Gemeinden, Schulen, Kindergärten und Ausbildungsstätten als Bereicherung begreife. Die wichtigste Auszeichnung des Zentralrates erinnert an den Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), der durch sein soziales und politisches Engagement für die jüdische Glaubensgemeinschaft zu einem Vorbild seiner Zeit wurde.

Der Preis wird seit 1957 vergeben. Der Zentralrat ehrt damit Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt haben und denen es gelungen ist, aus den dunklen Kapiteln deutscher Geschichte Lehren für die Zukunft zu ziehen. Preisträger in den vergangenen Jahren waren etwa DFB-Präsident Theo Zwanziger, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Verleger Hubert Burda und Friede Springer, sowie die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog. (epd)