Die USA wollen einen Gesandten nach Libyen schicken. Am Montag gab es wieder Luftangriffe der Allianz auf Gaddafis Heimatstadt Sirte.

Tripolis/Hamburg. Die libyschen Rebellen haben auf ihrem Vormarsch Richtung Westen nach eigenen Angaben Sirte erobert, die Heimatstadt des Machthabers Muammar al-Gaddafi. Das berichtete die Korrespondentin des arabischen Nachrichtensender al-Dschasira unter Berufung auf einen Sprecher des Nationalen Übergangsrats aus Bengasi. Bengasi ist die Rebellenhochburg im Osten des nordafrikanischen Landes. Die Rebellen seien in der Nacht zum Montag in die Stadt eingerückt. Sie seien auf keinen nennenswerten Widerstand getroffen. Die Gaddafi-treuen Truppen hätte die Stadt zuvor in Richtung Tripolis verlassen. Überprüfbar sind die Angaben bisher jedoch nicht.

Die Koalition zur Durchsetzung des Uno-Flugverbots hatte Sirte nach Angaben des libyschen Staatsfernsehens am Sonntag erstmals bombardiert. Auch Ziele in der Hauptstadt Tripolis seien angegriffen worden. Auch am Montag waren noch starke Explosionen in Sirte zu hören. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, überflogen außerdem Flugzeuge die Stadt, was auf einen Luftangriff der westlichen Militärallianz schließen ließ.

Die USA kündigten an, den Druck auf Gaddafi zu erhöhen. Die Regierung werde in den kommenden Tagen einen Sondergesandten mit „einer sehr klaren Botschaft“ nach Tripolis entsenden, sagte Außenministerin Hillary Clinton dem TV-Sender NBC. Es sei möglich, dass sich Gefolgsleute Gaddafis, aber auch das Militär, gegen den autokratischen Herrscher wenden würden. Es gebe zahlreiche Hinweise, dass Menschen aus seinem Umfeld die Hand nach der internationalen Gemeinschaft ausstreckten, sagte Clinton.

Die USA haben die Militärintervention in Libyen verteidigt. Zwar sei der Einsatz nicht im zentralen nationalen Interesse der USA, dennoch seien die USA an einer Lösung des Konflikts interessiert, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates dem Sender ABC. Gemeinsam mit US-Außenministerin Clinton trat Gates am Sonntag in verschiedenen US-Talkshows auf, um den Einsatz vor der kriegsmüden US-Bevölkerung zu rechtfertigen. An diesem Montagabend will US-Präsident Obama sich öffentlich äußern. Gates begründete den Einsatz unter anderem damit, dass es eine Massenflucht von Flüchtlingen nach Tunesien und Ägypten hätte geben können, was beide Länder destabilisiert und die Entwicklungen nach den Revolutionen dort gefährdet hätte. Vor allem Ägypten sei zentral für die Zukunft des Nahen Ostens, sagte Gates.

Die alliierten Truppen in Libyen stimmen sich nach US-Angaben bei ihrem Militäreinsatz nicht mit den Aufständischen ab. Es gehe darum, Zivilisten und von Zivilisten besiedelte Gebiete vor Angriffen zu schützen, sagte ein ranghoher US-Beamter in Washington, nachdem die Nato beschlossen hatte, das Kommando über den Militäreinsatz zu übernehmen.

Mit Material von dpa und dapd