Die Hochschule wehrt sich gegen die drastischen Sparauflagen und fordert eine Erhöhung des Budgets um 50 Millionen Euro pro Jahr.

Hamburg. Das ist das Ende der Bescheidenheit. Die Universität Hamburg dreht den Spieß um. Während der SPD-Senat den Hochschulen drastischen Sparauflagen abfordert, will die Universität eine Erhöhung des Budgets von 50 Millionen Euro pro Jahr. Unter der Überschrift "Anforderungen an den neuen Senat" hat der Akademische Senat unter Vorsitz von Universitäts-Präsident Dieter Lenzen auf fünf Seiten weitere Forderungen aufgelistet. "Die Universität Hamburg ist durch permanente Unterfinanzierung und durch zahlreiche Bestimmungen des geltenden Hochschulgesetzes in der Weiterentwicklung von Forschung, Lehre und Bildung behindert worden", heißt es wörtlich. Ein Kurswechsel sei notwendig.

So spricht sich das höchste demokratisch gewählte Selbstverwaltungsgremium der Universität dafür aus, die Studiengebühren bereits in diesem Jahr abzuschaffen und nicht wie geplant erst im Wintersemester 2012/13. Verlangt werden auch Veränderungen in der Hochschulstruktur sowie eine umfassende Studienreform. Der Master soll zum Regelabschluss werden. Die Universität will zudem die Selbstverwaltungsorgane wieder mehr stärken. Die Stadt müsse die dringend erforderlichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen "zügig politisch und finanziell auf den Weg bringen", lautet eine weitere Forderung.

Bereits am Vortag hatte der Hochschulsenat in einer Resolution gefordert, "die Kürzungspläne unverzüglich zurückzunehmen und der Bürgerschaft einen Haushaltsentwurf vorzulegen, der nicht einen Ab-, sondern einen Aufbau der Wissenschaft in Hamburg vorsieht". Gleichzeitig rief er die Bevölkerung zu Protesten auf. "Schließen Sie sich den Protestmaßnahmen Ihrer Universität an."

Klar ist, dass die Beschlüsse für neuen Sprengstoff im Streit um die Etatkürzungen der Wissenschaftsbehörde sorgen. Erst vor Tagen war bekannt geworden, dass deren Haushalt um weitere knapp 13 Millionen sinken soll. Uni-Präsident Lenzen und seine Kollegen wollen sich das nicht gefallen lassen. Sie haben angekündigt, sich den Senatsplänen zu widersetzen.

Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) wollte sich am Freitag nicht zu den neuen Forderungen der Universität äußern. "Wir werden uns in Ruhe damit auseinandersetzen", sagte ihr Sprecher Timo Friedrich dem Abendblatt. Das Thema werde aber mit Sicherheit bei dem geplanten Spitzengespräch mit allen Hochschul-Präsidenten in der kommenden Woche eine Rolle spielen.

So schief hing der Haussegen zwischen Behörde und Hochschulen schon lange nicht mehr. Da könnte man es fast als Ironie bezeichnen, dass das erste öffentliche Zusammentreffen von Uni-Präsident und Wissenschaftssenatorin nach dem Eklat am Freitag bei einer Feier zum 100-jährigen Bestehen des Hauptgebäudes der Universität stattfand. Vor mehr als 300 Gästen beschworen die Redner unter der großen Kuppel des Agathe-Lasch-Hörsaals dann auch die Tradition der Universität. Fast schien es, als hätten die Kontrahenten einen Burgfrieden geschlossen - zumindest für diesen Tag.

Dorothee Stapelfeldt erinnerte in ihrem Grußwort an die großzügige Initiative des Kaufmanns Edmund J. A. Siemers, der dafür gesorgt hatte, dass das Hauptgebäude gebaut werden konnte - nachdem die Hamburgische Bürgerschaft das abgelehnt hatte. Die Senatorin machte deutlich, dass sie sich auch weiter für die Entwicklung der Universität einsetzen werde. "Die dramatische Haushaltslage bedeutet, dass der Weg länger dauern wird, als jeder von uns dachte", sagte Stapelfeldt.

Ähnlich moderat hatte auch Universitäts-Präsident Lenzen das heikle Thema umschifft. Aufgrund der sich abzeichnenden Kürzungen könnte die Uni gezwungen sein, ganze Bereiche zu schließen, sagte er. "Das ist bitter für die Universität in der Stadt, aber auch für die Stadt." Deshalb wolle die Universität gemeinsam mit der Senatorin dafür kämpfen, die Sparbeschlüsse abzuwenden. Lenzen widersprach am Freitag zudem Spekulationen, dass er die Absicht habe, die Hochschule aufgrund der angekündigten Sparpläne zu verlassen. Für Mittwoch ist das Treffen mit der Senatorin angesetzt. Unikreise gehen davon aus, dass Lenzen dabei seine Forderungen wieder knallhart vertreten wird.