Die City-Hochhäuser am Klosterwall, in denen derzeit noch das Bezirksamt Mitte sitzt, könnten abgerissen werden. Kulturbehörde hat keine Einwände.

Altstadt/Eppendorf . Die City-Hochhäuser am Klosterwall stehen seit dem 1. Mai unter Denkmalschutz. Doch die zuständige Kulturbehörde würde trotzdem einem Abriss der in den 50er-Jahren erbauten Gebäude zustimmen. Zurzeit arbeiten noch die rund 900 Mitarbeiter des Bezirksamts Mitte in den Gebäuden. Nach deren Auszug soll die Immobilie verkauft werden. "Es ist bereits bei der ersten Ausschreibung der Gebäude Anfang 2012 in Aussicht gestellt worden, dass aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs und der hohen städtebaulichen Bedeutung des Standorts ein Abriss zulässig wäre", sagte Sprecher Enno Isermann auf Abendblatt-Anfrage. Diese Aussage gelte auch heute noch, so Isermann weiter.

Das verwundert. Denn dass die Hochhäuser überhaupt unter Denkmalschutz stehen, liegt an dem von der SPD initiierten neuen Denkmalschutzgesetz, das noch höhere Maßstäbe an den Denkmalschutz stellt. Zuvor waren die City-Hochhäuser nur als Denkmal "erkannt", ebenso wie 3000 weitere Gebäude in Hamburg. Aber mit dem neuen Gesetz werden nun auch die "erkannten" Denkmäler automatisch unter den rechtlichen Schutz gestellt. Ein Abriss ist jetzt nur noch auf Antrag und mit Genehmigung der zuständigen Kulturbehörde möglich.

Auf die Aussage der Kulturbehörde reagiert Heinrich Stüven, Vorsitzender vom Grundeigentümer-Verband Hamburg, mit scharfer Kritik: "Es ist ein Unding, wenn die Stadt sich selber eine privilegierte Stellung einräumt und im Fall der City-Hochhäuser den Denkmalschutz missachtet und einem Abriss zustimmt." Das sei keine Gleichbehandlung gegenüber den vielen privaten Grundeigentümern, die gerade auch wegen des neuen Denkmalschutzgesetzes mit strengen Auflagen kämpften und nicht einfach so ihr Haus abreißen könnten, so Stüven weiter.

Kulturbehörden-Sprecher Isermann betont dagegen: "Ob ein Denkmal verändert oder gar abgerissen werden kann, ist im Einzelfall zu entscheiden. Das gilt für die Stadt und privaten Grundeigentümer gleichermaßen." Dabei spiele insbesondere eine Rolle, ob die Sanierung eines Denkmals dem Eigentümer wirtschaftlich zuzumuten sei, so Isermann.

Diskussionsbedarf im Zusammenhang mit den Abrissplänen sieht Helmuth Barth vom Verein Freunde der Denkmalpflege. Er regte an: "Wie wäre es, jetzt einmal eine öffentliche Plattform zu schaffen, beispielsweise in der Freien Akademie der Künste, auf der Befürworter, Gegner und Sachverständige sich austauschen können?" Außerdem solle auch der unabhängige Denkmalrat, dessen Rechte durch das neue Denkmalschutzgesetz gestärkt wurden, sein Votum abgeben. Für Barth steht fest: "Bei diesem für Hamburg wichtigen Objekt ist ein breiter Konsensus durchaus wünschenswert."

Die FDP-Bürgerschaftsfraktion hat eine Große Anfrage an den Senat gestellt und will so klären, welche Auswirkungen das neue Gesetz auf die betroffenen städtischen Immobilien hat.

Das der Abriss der inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Hochhäuser überhaupt diskutiert wird, liegt an dem Umzug des Bezirksamtes in einen Neubau am Schultzweg. Zwar ist dort erst ein Baubeginn ab 2014 möglich, aber die Stadt bereitet bereits eine Ausschreibung für das "Filetgrundstück" am Klosterwall vor. Für die Investoren, die bereits jetzt das Gespräch mit der Stadt suchen, ist ein Kauf nur dann interessant, wenn die maroden Gebäude abgerissen würden. Auch Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) hatte gesagt: "Nur ein Abriss macht aus städtebaulicher Sicht Sinn."

Auch für den umfassenden Komplex des größtenteils denkmalgeschützten Bezirksamts Nord gibt es Begehrlichkeiten, ihn abzureißen. Der Eigentümer des 15.000 Quadratmeter großen Areals, die ABR German Real Estate AG, möchte gern auf dem Gelände ein neues Bezirksamt und zusätzlich Wohnungen bauen. Verwaltung und Bezirkspolitik stehen den Plänen aufgeschlossen gegenüber. Denn das in mehreren Bauabschnitten zwischen 1954 und 1958 errichtete Bezirksamt entspricht nicht mehr heutigen Anforderungen an Energie- und Flächeneffizienz. Nur ein Trakt mit 758 Quadratmeter Grundfläche, der erst 1982 erbaut wurde, unterliegt nicht dem Denkmalschutz.

Seit 2010 gibt es über die Neubaupläne des Investors Gespräche mit dem Denkmalschutzamt - bislang ohne Einigung. Der geplante städtebauliche Wettbewerb liegt derzeit auf Eis.