Die City-Hochhäuser sollten abgerissen werden

Es gehört zu den Eigenheiten der politischen Debatten, dass sie bisweilen zirkulär verlaufen und man irgendwann erstaunt feststellt, dass man wieder am Ausgangspunkt angelangt ist. Es wäre allerdings ein Schildbürgerstreich erster Güte, wenn die vier Hochhäuser des Bezirksamts Mitte am Rand der Hamburger City nach Jahren der Diskussion über ihren Abriss nun erhalten werden sollten, weil sie plötzlich unter Denkmalschutz stehen.

Ja, die vier parallel ausgerichteten, hässlichen Betonquader sind ein Zeugnis der raren Baukultur der 50er-Jahre - nur eben kein gutes. Man mag auch über die Schönheit der Grindel-Hochhäuser streiten. Anordnung, Konzept und ihre rahmensprengende Dimension als Wohnhäuser sind für die Gründerjahre der Republik jedoch städtebaulich innovativ. Die Blöcke am Wallringtunnel sind dagegen Bürohaus-Dutzendware.

Zwei Entscheidungen treffen aufeinander: Das Bezirksamt Mitte hat sich für einen Neubau am nahe gelegenen Schultzweg entschieden und damit den Weg für einen Abriss freigemacht. Und seit dem 1. Mai ist das von der Bürgerschaft beschlossene neue Denkmalschutzgesetz in Kraft, das alle bislang nur "erkannten", aber eben noch nicht anerkannten Denkmäler unter Schutz stellt. Zu diesen rund 3000 Objekten in Hamburg zählen auch die vier City-Hochhäuser.

Auch wenn es für Denkmalschützer kein wirklich relevantes Argument sein dürfte: Die Hochhausklötze sind asbestbelastet und dringend sanierungsbedürftig. Die Neigung von Investoren, sich unter diesen Umständen mit einem Konzept für den Erhalt der Häuser zu engagieren, dürfte sehr gering ausfallen. Die Stadt selbst hat nach dem Auszug des Bezirksamts wohl auch keinen Bedarf für eine erneute öffentliche Nutzung.

Hamburg hat seit Jahrzehnten leider zu Recht den Ruf, eine Freie und Abrissstadt zu sein. Manches erhaltenswerte, ja unersetzliche Kulturgut musste der Spitzhacke weichen. Der mittelalterliche Dom ist da nur das bekannteste Beispiel. Aber gelegentlich gilt es auch, städtebauliche Irrtümer mit der Abrissbirne zu korrigieren, um einer verträglicheren Neuplanung den Weg zu ebnen. Am Klosterwall ist eine gute Gelegenheit dazu jetzt gegeben.