Die Hochhäuser gelten als Schandflecke. Doch plötzlich sollen sie erhaltenswert sein. Ein Abriss ist jetzt nur auf Antrag und mit Genehmigung der zuständigen Kulturbehörde möglich.

Hamburg. Einfach nur hässlich, zum Weggucken: So bezeichnen viele Hamburger die stark sanierungsbedürftigen City-Hochhäuser am Klosterwall schräg gegenüber dem Hauptbahnhof, in denen derzeit noch das Bezirksamt Mitte untergebracht ist.

Eigentlich sollten die "Schandflecke" abgerissen werden, doch jetzt kommt heraus: Seit dem 1. Mai stehen die vier Hochhäuser unter Denkmalschutz. Grund dafür ist das neue Denkmalschutzgesetz, das von der im Rathaus regierenden SPD initiiert wurde. Bislang waren die Hochhäuser nur als Denkmal "erkannt", ebenso wie 3000 weitere Gebäude in Hamburg. Doch mit dem neuen Gesetz werden nun auch die "erkannten" Denkmäler automatisch unter den rechtlichen Schutz gestellt. Ein Abriss wäre jetzt nur auf Antrag und mit Genehmigung der zuständigen Kulturbehörde möglich.

Viele Politiker, auch aus der SPD, üben scharfe Kritik. "Dass diese im Laufe der Jahrzehnte verschandelten Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden, ist nur schwer nachvollziehbar", sagte der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte, Falko Droßmann. Er setzt sich für einen Abriss der "asbestdurchsetzten Hochhäuser" ein. Der CDU-Denkmalschutzexperte Andreas Wankum kritisierte: "Der SPD-Senat sollte erst denken und dann handeln." Dass mit der umstrittenen Gesetzesnovellierung nun ein Schandfleck unter Denkmalschutz gestellt werde, sei absurd, so Wankum. Branchenkenner wie Frank Bohlander, Geschäftsführer der Quantum Projektentwicklung GmbH, fordern: "Es sollte an diesem attraktiven Standort ein zeitgemäßer Neubau entstehen."

Sowohl die Politik als auch potenzielle Investoren waren davon ausgegangen, dass die Gebäude schon bald abgerissen werden können, um dann den Standort neu zu entwickeln. Die rund 900 Mitarbeiter des Bezirksamts sollen in einen Neubau an den Schultzweg ziehen. Eine Ausschreibung zum Verkauf des Filetgrundstücks am Klosterwall wird von der Finanzbehörde vorbereitet. Sprecher Daniel Stricker: "Natürlich wird der Aspekt Denkmalschutz auch in der Ausschreibung eine Rolle spielen."

SPD-Kulturexpertin Isabella Vértes-Schütter weist die Kritik an der Unter-Schutz-Stellung der Gebäude zurück: "Mit diesem Gesetz werden alle erkannten Denkmäler gleich behandelt, und das ist ein großer Fortschritt." Das scheint Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) in Bezug auf die City-Hochhäuser anders zu sehen: "Nur ein Abriss macht aus städtebaulicher Sicht Sinn. Das weiß auch die Stadt und wird Investoren keine Steine in den Weg legen."