Stadt gewährt jetzt doch Einblick in die umstrittene Dachstatik. Herausgabe der Daten war Hochtief von der Stadt lange verwehrt worden.

Hamburg. Und es bewegt sich doch: Nach einjährigem Stillstand auf der Baustelle der Elbphilharmonie haben jetzt die Vorarbeiten begonnen, um mit der lange erwarteten Absenkung des Saaldachs zu beginnen. Dazu war im Juli im sogenannten Eckpunktepapier zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief vereinbart worden, ein Messsystem zu installieren. Dieses soll mögliche Veränderungen im Beton und im Tragwerk aufzeichnen, auf die mit Ertüchtigungsmaßnahmen reagiert werden kann. Ein sehr komplexer technischer Vorgang.

Das gewaltige Saaldach ruht derzeit auf 21 Auflagern, von denen in einem ersten Schritt sieben "lastfrei" gesetzt werden. Dazu werden Pressen angesetzt, die die Auflager anheben. Dann werden die darunterliegenden Stahlscheiben, zwei bis drei Millimeter dick, entfernt. Anschließend wird die Konstruktion wieder abgesenkt. Mithilfe von Dehnungsstreifen, die an einzelnen Stellen des Dachs angebracht sind, kann nachgewiesen werden, ob und wie sich das Tragwerk durch den Absenkungsprozess verändert.

Erst dann kann die Frage geklärt werden, die seit einem Jahr strittig ist: Ist die Tragsicherheit, wie die Stadt meint, gewährleistet, oder muss, wie Hochtief glaubt, an vielen Stellen nachgebessert werden? Wichtig: Der Konzern soll nun doch Einblick in die Statik bekommen, die diese Tragsicherheit angeblich nachweist. Die Herausgabe dieser "Geheimstatik" war Hochtief von der Stadt lange verwehrt worden. Nun kann der Baukonzern seine Messergebnisse aus dem Absenkungsprozess mit der Statik des Generalplaners, der Architekten Herzog & de Meuron, vergleichen. Und danach könnte das Bauwerk gemeinsam fertiggestellt werden.

"Ich sehe keinen Grund zum Jubeln" sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) zu der neuen Entwicklung. Hochtief setze nur um, was längst hätte geschehen sollen. Sie bestätigte aber, dass die Stadt sich wieder in Gesprächen mit Hochtief befinde und dass der Konzern nach jetzigem Stand wohl auch 2013 an der Elbphilharmonie bauen werde: "Eine andere Entscheidung gibt es nicht."