Investoren setzen in Hamburg weiter auf Gewerbeimmobilien. Der Wohnungsbau ist unrentabel und zu aufwendig.

Was auf dem Wohnungsmarkt fehlt, gibt es bei den Gewerbeimmobilien in Hamburg zu viel - freie Räume. Während Bausenatorin Anja Hajduk (GAL) anlässlich des neuen Mietenspiegels von zum Teil besorgniserregenden Zuständen auf dem Wohnungsmarkt spricht, stehen gleichzeitig rund eine Million Quadratmeter Gewerbeflächen in Hamburg leer. Trotzdem wird weiter in diesen Markt investiert, werden weiter Bürotürme in der Stadt hochgezogen, statt Wohnungen zu bauen.

Für Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümerverbandes Hamburg, ist das nicht überraschend. Dafür sprechen seiner Meinung nach viele Gründe. Als Beispiele nennt er das vereinfachte Mietrecht im gewerblichen Bereich. Zudem sei der Verwaltungsaufwand bei Wohnimmobilien deutlich höher bei gleichzeitig "relativ geringer Rendite". Gewerbegebäude seien außerdem "sehr viel einfacher zu bauen". Die Hauptursache liegt laut Stüven aber in der Abschaffung der sogenannten degressiven steuerlichen Abschreibung. Dabei konnten Eigentümer von Wohnimmobilien die Kosten für den Bau zu einem sehr hohen Prozentsatz steuerlich geltend machen und die Investition so sehr schnell rentabel machen. "Mit der Abschaffung war der Wohnungsbau tot", so Stüven.

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Tot ist der gewerbliche Bereich zwar nicht. Aber auch an diesem Segment ist die Wirtschafts- und Finanzkrise nicht spurlos vorbeigegangen. So ging laut Berechnungen des Immobiliendienstleisters Colliers Grossmann & Berger der Umsatz bei den Büroflächen im dritten Quartal um 28 Prozent zurück. Das heißt, es wurden rund 112 000 Quadratmeter weniger vermietet als im Vorjahreszeitraum.

Trotzdem investiert auch die Robert Vogel KG derzeit weiter in Gewerbeimmobilien. Geschäftsführer Jens Nietner sagt, im Zuge der Finanzkrise sei es zwar schwieriger geworden, größere Flächen zu vermieten, dennoch sieht er gute Perspektiven für den Markt. Auch deshalb realisiert das Unternehmen an drei Standorten in Hamburg Büroneubauten mit insgesamt 54 000 Quadratmetern Fläche.

Auch für die DC Commercial und Wölbern Invest AG sind die Leerstände offensichtlich kein Grund dafür, nicht dennoch weiter in Gewerbeimmobilien zu investieren. Derzeit baut das Unternehmen ein Büro- und Geschäftsgebäude mit rund 12 200 Quadratmetern Mietfläche am Großen Grasbrook. "Das ist ein idealer Standort für den Neubau eines Gebäudes mit einem hochwertigen ökologischen Konzept", sagt Projektentwickler Friedrich Traub. Das Unternehmen führe bereits "vielversprechende Gespräche" mit potenziellen Mietern. "Weil wir auch kleinere Flächen ab 150 Quadratmetern anbieten, sind diese auch besonders für Mittelständler attraktiv", so Traub.

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) will dem Trend entgegenwirken und verstärkt Investoren für den Wohnungsbau gewinnen. Zum einen habe die Stadt dafür die Fördermittel aufgestockt. Zum anderen sollen künftig Grundstücke bevorzugt und gezielt für den Wohnungsbau vergeben werden, sagte BSU-Sprecher Enno Isermann.