Wasserstoff-Heizungen werden als Alternative zu herkömmlichen Heizungen diskutiert. Einige Verbände warnen jetzt vor der Technologie.

Seitdem das Heizungsgesetz von Robert Habeck zur baldigen Abschaffung der Öl- und Gasheizungen bekannt geworden sind, diskutiert Deutschland über Heizungs-Alternativen. Neben der Wärmepumpe wird immer wieder auch Wasserstoff als mögliche Lösung genannt. Ein Bündnis aus Umweltschützern, Gewerkschaftern und Fachverbänden warnt jedoch vor dem Einbau wasserstofffähiger Gasheizungen.

Die entsprechende Passage müsse aus dem Reformvorschlag für das Gebäudeenergiegesetz gestrichen werden, verlangen die sechzehn Unterzeichner eines offenen Briefs an die Bundestagsabgeordneten, der an diesem Dienstag verschickt werden sollte. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bundesverband Wärmepumpe, die Gewerkschaft IG Bau, der Verbraucherzentrale Bundesverband und der Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger.

Heute sogenannte H2-ready-Gasheizungen einzubauen, sei eine reine „Scheinlösung“, um noch viele Jahre weiter mit Erdgas zu heizen, heißt es in dem Brief. Gasheizungen sollen den Plänen der Bundesregierung zufolge ab kommendem Jahr eigentlich nicht mehr eingebaut werden. Ausgenommen sind jedoch Anlagen, die mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden können. Voraussetzung dafür ist, dass von dem zuständigen Gasnetzbetreiber ein Plan für einen Wasserstoffanschluss vorliegt, damit die Versorgung mit Wasserstoff möglich ist.

Wasserstofffähige Gasheizungen: Verbände halten Pläne für "Augenschwischerei"

Die Verbände, darunter etwa der Naturschutzbund Deutschland, der Bundesverband Erneuerbare Energie und der Verbraucherzentrale Bundesverband, halten das für Augenwischerei und warnen vor hohen Kosten für Verbraucher und Kommunen: „Der Einbau einer neuen Gasheizung in der Hoffnung, diese kurz- oder mittelfristig mit klimaneutralem Wasserstoff betreiben zu können, ist mit immensen ökologischen und finanziellen Risiken verbunden“, erklärten sie.

Eine Umstellung von Netzen, Hausanschlüssen und Heizungen von Erdgas auf Wasserstoff sei „in der Breite des Gebäudesektors weder technisch noch wirtschaftlich umsetzbar“, so die Unterzeichner. Zudem werde Wasserstoff selbst nach 2030 ein knappes und teures Gut bleiben, für Verbraucher drohe die Investition in eine wasserstofffähige Gasheizung damit zur Kostenfalle zu werden. Für die Wärmewende brauche es Planungssicherheit. „Das unbegründete Inaussichtstellen von Wasserstoff für die Gebäudeversorgung verfestigt hingegen Geschäftsmodelle mit fossilen Energieträgern.“

Ausnahme für Wasserstoffheizungen: Verbände fordern komplette Streichung

Das Bundeskabinett hatte Mitte April den Entwurf für das sogenannte Gebäudeenergiegesetz beschlossen. Die Ausnahme für Wasserstoffheizungen geht maßgeblich auf den Einsatz der FDP zurück, die auch hier auf „Technologieoffenheit“ pocht. Im parlamentarischen Verfahren wollen sich die Liberalen für weitere Änderungen einsetzen, etwa für längere Fristen für den Ausbau von Wasserstoffnetzen.

Die Verbände forderten am Dienstag hingegen, dass die gesamte Ausnahme für H2-Ready-Gasheizungen gestrichen wird. „Angesichts der immer drängender werdenden Klimakrise bleibt keine Zeit, auf Scheinlösungen zu setzen und mit ihnen zu rechtfertigen, dass über viele Jahre weiter mit Erdgas geheizt wird“, erklärten sie. (fmg/afp/dpa)