Berlin. Smart Meter können beim Energiesparen helfen: Sie geben schnell einen Überblick über den Stromverbrauch. Doch es gibt einen Haken.

Wegen der steigenden Energiepreise sind die Bundesbürger verstärkt auf der Suche nach Stromfressern. Bisher allerdings müssen sie meist raten, welche Geräte besonders viel Energie verbrauchen. 74 Prozent wünschen sich hier genauere Informationen, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergeben hat. Helfen können dabei sogenannte Smart Meter – intelligente Zähler, über die jeder zum Beispiel am Computer oder Mobiltelefon Daten in Echtzeit einsehen kann. Solche Geräte gibt es auch für Heizungen.

In deutschen Haushalten sind sie bisher kaum zu finden. Dabei können sich laut Bitkom-Umfrage 61 Prozent der Bundesbürger vorstellen, solche Smart Meter zu nutzen. 2020 waren es nur 36 Prozent. Vielen Befragten geht es beim Einbau nicht schnell genug voran, 63 Prozent von ihnen fordern mehr Tempo. Und auch die Energieindustrie drängt.

Im Zuge der Energiewende entwickelt sich Deutschland weg von einigen großen Kraftwerken, die Energie liefern, hin zu vielen kleineren Stromerzeugern – vor allem Wind- und Solaranlagen. Das Stromnetz wird dabei wichtiger. Daten darüber, wann wo wie viel Strom erzeugt und eingespeist wird, und über den genauen Verbrauch helfen, das System stabil zu halten und Energie optimal zu nutzen.

Energie sparen: Smart Meter-Einbau scheitert an hoher Bürokratie

Smart Meter sollen bereits seit Jahren eingebaut werden. Die entsprechende EU-Richtlinie ist von 2009. In anderen Ländern wird bereits die zweite Generation der Geräte eingebaut. In Deutschland verhinderten bisher unter anderem Bürokratie und aufwändige Sicherheitsvorgaben für die Montage, dass die Geräte flächendeckend installiert werden.

So einfach wie ein Smartphone-Display: Beim Energiesparen können Smart Meter sehr hilfreich sein.
So einfach wie ein Smartphone-Display: Beim Energiesparen können Smart Meter sehr hilfreich sein. © Shutterstock / Monkey Business Images | Monkey Business Images

Auch scheuten viele Haushaltskunden die hohen Kosten der Smart Meter und ließen sich nur einen einfacheren neuen Zähler einbauen. Die Bundesregierung will jetzt beschleunigen. Der entsprechende Gesetzentwurf soll noch diese Woche im Bundestag beschlossen werden. Er streicht die Bürokratie zusammen und deckelt die Kosten für einen Teil der Verbraucher auf 20 Euro.

Jeder Dritte weiß nicht, wie viel Strom er im Jahr verbraucht

Smart Meter bestehen aus einem oder mehreren digitalen Zählern und einem sogenannten Gateway, der Daten sendet und empfängt. Über ihn kann der Verbrauch aus der Ferne abgelesen und die Anlage gewartet werden. In der Vergangenheit bauten die Netzgesellschaften meist nur digitale Zähler ein, die sich nicht aus der Ferne ablesen lassen. Im Vergleich zum klassischen Zähler, bei dem sich meist ein waagerechtes Rad dreht, können sie allerdings schon den Verbrauch der vergangenen Woche oder des vergangenen Monats angeben.

Vielen ist das Gefummel mit kleinen Knöpfen an den meist im dunklen Keller verbauten digitalen Zählern aber zu umständlich. 83 Prozent der Befragten der Bitkom-Umfrage möchten ihren Stromverbrauch „so einfach ablesen können wie den Datenverbrauch am Handy oder den Spritverbrauch im Auto“. Bisher wird meist erst mit der Stromrechnung Ende des Jahres klar, wie hoch der Verbrauch tatsächlich war. 32 Prozent der Befragten wusste ohnehin nicht, wie viel Strom sie im Jahr nutzen. 2022 waren es noch 40 Prozent.

Bitkom-Umfrage: 90 Prozent sparen bewusst Energie

Neun von zehn Befragten sagten, sie sparten bewusst Energie ein. 59 Prozent schalten seltener das Licht ein, 53 Prozent vermeiden den Stand-by-Modus bei Geräten, 40 Prozent stellen den Kühlschrank weniger kalt ein. Der Trockner läuft bei 36 Prozent seltener. Worauf die Bundesbürger eher nicht verzichten: Filme und Videos über das Internet anzusehen. Nur zehn Prozent schränken sich hier ein.

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Smart Meter ermöglichen auch, Strom gezielt zu verbrauchen, wenn er günstig ist. So könnte die Waschmaschine anspringen, wenn der Wind stark weht und viel Energie zu einem niedrigen Preis erzeugt wird. 80 Prozent der Befragten können sich vorstellen, entsprechende variable Stromtarife abzuschließen. Das Angebot ist bisher sehr gering, weil dazu Smart Meter nötig sind.

Grundsätzlich fehlt den Bundesbürgern Tempo bei der Energiewende. Der Hälfte geht es der Bitkom-Umfrage zufolge viel zu langsam, weiteren 28 Prozent ist die Bundesregierung zu langsam. Wer zahlt das alles? Wenn es um die Kosten der Energiewende für den Haushalt geht, sind 57 Prozent dafür, der Staat möge energiesparende Smart-Home-Technologien fördern. Der Bitkom hat im Januar und Februar mehr als 1000 Bundesbürger befragt, die älter als 18 Jahre waren.