Berlin. Intelligente Messsysteme können den Energieverbrauch von Haushalten steuern. Warum der Bundestag den flächendeckenden Einsatz forciert.

Sie sind der Startschuss für die Digitalisierung der Wende in der Energiepolitik: Smart Meter. Der Bundestag hat am Donnerstag den beschleunigten Einbau von digitalen Stromzählern beschlossen. Sie haben vor allem zwei Vorteile:

  • Für den Kunden einen Überblick über seinen Verbrauch und im Endeffekt eine Ersparnis.
  • Für die Anbieter eine bessere Steuerung des Netzes.

Smart Meter: Spätesten 2032 flächendeckend im Einsatz

Smart Meter sind vernetzte Messgeräte für Wärme oder Strom. Sie übermitteln den Anbietern den Verbrauch. Sie erleichtern dynamische Stromtarife. Der Anbieter richtet den Preis danach, wie verfügbar Energie aus Wind und Sonne gerade ist.

Umgekehrt kann der Kunde viel Geld sparen, wenn er etwa sein Elektroauto zu einem besonders günstigen Zeitpunkt aufladen lässt. Mehr noch: Der Stromzähler kann nicht nur Daten senden, sondern auch empfangen, etwa zum aktuellen Strompreis, und Geräte optimal, also günstig, steuern.

Ab 2025 sollen alle Stromversorger solche Tarife anbieten müssen. Bis spätestens Ende 2032 sollen die Smart Meter nach der Vorstellung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) flächendeckend zu Einsatz kommen. Die Geräte sollen 20 Euro pro Jahr kosten, für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen gut doppelt so viel, rund 50 Euro.

Was ändert ein Smart Meter an meinem Energieverbrauch?

Die Smart Meter sollen im Viertelstundentakt den Stromverbrauch eines Haushaltes messen, der lässt sich dann als Kurve auf einer App oder einem Webportal anzeigen – und es lässt sich nachvollziehen, welches Gerät wann Strom verbraucht. Wer einen dynamischen Stromtarif hat, für den wird Wäschewaschen in der Zeit günstiger, in der der Wind bläst, die Sonne scheint. Der Preis variiert – je nach Angebot. Teure Phasen lassen sich umgehen bei allem, was nicht an Uhrzeiten gebunden ist.

Sind Smart Meter künftig Pflicht?

Ab 2025 sollen alle Kunden, die das wünschen, innerhalb von vier Monaten einen Smart Meter bekommen. Für alle größeren Haushalte mit einem Verbrauch ab 6000 Kilowattstunden im Jahr wird ein Smart Meter ab 2025 Pflicht, zudem für solche, die selbst Strom erzeugen, etwa über eine Solaranlage mit mehr als sieben Kilowatt Leistung. Ein Vier-Personen-Haushalt liegt im Schnitt bei 3500 Kilowattstunden im Jahr. Lesen Sie auch: Balkonkraftwerke: Wo Sie Hunderte Euro Zuschuss erhalten

Wo bekomme ich einen Smart Meter?

Wer sich einen Smart Meter anschaffen möchte, wendet sich an den Messstellenbetreiber – neben Stromanbieter und Netzbetreiber der Dritte im Bund für die Stromlieferung. Dieser kündige den Wechsel des Zählers drei Monate im Voraus an, erklärt ein Sprecher des Energiekonzerns Eon, ein Termin werde ausgemacht.

Die Messgeräte sind mit dem Internet verbunden. Wer sich eines anschaffen will, muss sich an den Messstellenbetreiber weden.
Die Messgeräte sind mit dem Internet verbunden. Wer sich eines anschaffen will, muss sich an den Messstellenbetreiber weden. © dpa-tmn | RheinEnergie AG

Der Wechsel dauere 30 bis 60 Minuten. Die Montage des Zählers kostet nichts, der Einbau eines neuen Zählerschranks, sollte dieser nötig werden, allerdings schon – und das könne teuer werden, warnt Engelke. Er müsse allerdings von den Eigentümern, nicht von den Mietern bezahlt werden.

Wann rechnet sich ein intelligentes Messsystem?

Es gilt: Je höher der Verbrauch, umso mehr Vorteile bringen die neuen Stromtarife.„Wenn man eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto hat, das man zu Hause auflädt, dann kann man sagen: Ein dynamischer Stromtarif mit Smart Meter lohnt!“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von „Finanztip“. Das Ratgeberportal hat mit einer Musterrechnung herausgefunden: In dynamischen Tarifen könne der Strompreis innerhalb eines Tages um bis zu 20 Cent schwanken. „Besonders Menschen mit hohen Stromkosten durch verbrauchsintensive Einzelgeräte“ könnten so stark profitieren, sagt „Finanztip“-Energieexpertin Sandra Duy.

Was ist mit dem Datenschutz?

Wann stehen Sie auf? Wann verreisen Sie? Das lässt sich nachvollziehen von einem, der die Stromdaten verfolgt. Doch Minister Habeck erklärt: „Wir haben den Datenschutz noch mal gestärkt.“ Das heißt, erklärt Tenhagen: Für private Haushalte werde es Pseudonyme geben, damit Dritte die Daten nicht mit den wirklichen Personen in Verbindung bringen können. Die Daten würden zudem spätestens nach drei Jahren gelöscht oder anonymisiert. Auch interessant: Kraftwerk im Garten: Strom von Mini-Windrad - Preis erstaunt

Und ein Hackerangriff? „Ausschließen können Sie das bei keinem elektronischen Gerät“, sagt Verbraucherschützer Engelke. Aber alle Smart Meter müssten vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zugelassen sein. Tenhagen und Engelke sind sich einig: Alternativen zur neuen Stromzählerei gibt es nicht. Das Stromnetz braucht eine gleichbleibende Grundspannung und darum Anreize, Strom zu nutzen, wenn etwa der Wind stark bläst. (fmg) Das könnte Sie auch interessieren: Strompreis sinken: Wie Sie jetzt Hunderte Euro sparen können