Gabriel Chabrat, Öl, 1993

Der Landschaft Frankreichs entstammt dieses Bild in vielfacher Hinsicht. Die Konturen der Häuser und der Kirche sind dem Limousin abgeschaut. Auf einer Fahrt in die Ferien habe ich dieses Bild entdeckt und erkunde es seitdem immer noch.

Das Bild zeigt Dämmerung. Äußerlich betrachtet scheint die Zeit gegen Abend zu laufen. Mond und Abendrot färben die Welt in ihr eigenes Licht der Vergänglichkeit. Man fragt sich, was die Gebäude in ihre Schräglage und die Welt aus dem Lot gebracht hat. Nachdenklichkeit steht den Menschen im unteren Teil des Bildes im Gesicht geschrieben. "Was sie sagen - worüber sie sprechen!" Hinter diese freie Übersetzung des Titels müsste man eigentlich ein Fragezeichen setzen. Was bewegt die Menschen in Zeiten der Veränderung? Abbruch, Umbruch oder Aufbruch? Die unterschiedlichen Gesichter, offene und verborgene Blicke zeigen verschiedene Sichtweisen. Das Bild legt nahe: Man bekommt es mit der Angst zu tun, wenn man sieht, wie sich vertraute Selbstverständlichkeiten verschieben, Konturen verschwimmen und Fundamente zu wackeln scheinen. Wo Erde und Herzen beben, ist die Angst vor der Nacht das Schlimmste, wenn der Abend schon gekommen ist.

"Da sich die Welt zum Abend wand ..." - das ist die vordergründige Bewegung in diesem Bild. Wenn man tiefer schaut, beginnt es zu dämmern. Wo sich alles überschneidet und zusammenzufallen scheint, fällt es in eins und wird transparent: "Licht, das die Nacht erhellt ...", lässt andere Konturen deutlich hervortreten und gibt eine Ahnung vom "Trost der verlorenen Welt ..." Wo die Nebel entweichen, wird den Farben der Schleier genommen. Ursprüngliche Profile treten neu zutage.

Innerlich möchte man in das alte Lied des Glaubens einstimmen: "Die Nacht ist vergangen, wir schauen erwartend den steigenden Tag und grüßen dich Christus." Ist es im Bild vordergründig der Mond, von dem das Licht zu kommen scheint, so ist es tiefergründig "die Sonne des Heils, der herrliche Christus", von dem her alles Licht ist und licht wird: "Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott". Durch dieses Glaubensbekenntnis werden die Nächte erhellt. Im Bild ist deshalb beides: Abend- und Morgendämmerung, Umbruch als Aufbruch. Was sich augenscheinlich verschoben hat, ist in Wahrheit leichter und lichter geworden. "Denn alles, was aufscheinend wird, ist Licht." (Eph 5,14).