Romanischer Kaiserdom, 1009

Er ist eines meiner Lieblingskunstwerke. Eine gute Gelegenheit, von ihm zu reden, da wir am 1. Februar 2009 die Feier zum 1000-jährigen Bestehen eröffnet haben.

Der Mainzer Dom gehört mit den Nachbarn in Speyer und Worms zu einer eigenen Gattung der mittelrheinischen Dome, die besonders von der Romanik geprägt sind. Ein Dom geht als lebendiges Werk durch die Jahrhunderte und ist ein Stelldichein verschiedener Stile. Dome sind ewige Baustellen. Als der Dom von Erzbischof Willigis gebaut werden sollte, war er ein ehrgeiziges Projekt: ein zweites Rom im Norden, der größte Dom seiner Zeit, verbunden mit dem Anspruch, nördlich der Alpen in allen wichtigen Handlungen den Papst zu vertreten. Daraus ist ein Domgebirge mit sechs Türmen unterschiedlicher Größe geworden, die in ihrer Vielfalt und zugleich Einheit das Stadtbild prägen und für Mainz ein Wahrzeichen sind.

Viele Monumente und Grabmäler erinnern an die deutsche Geschichte, an den heiligen Bonifatius und seine Nachfolger, an die umstrittene Gestalt des Kardinals Albrecht von Brandenburg oder an den großen Sozialbischof von Ketteler aus dem 19. Jahrhundert. Man kann im meditativen Durchwandern des Domes weiten Teilen der deutschen Geschichte begegnen. In der Gotthardkapelle findet sich eines der ältesten Kreuze nördlich der Alpen, ein eindrucksvolles und ergreifendes Kruzifix. Aber auch jüngere Kunst hat ihren Platz, zum Beispiel die Glasfenster in der Sakramentenkapelle von Professor Schreiter.

In erster Linie ist der Dom jedoch Haus des Gebetes. Brände, Beschießungen, Bombardierungen und drohender Abbruch konnten ihm seine lebendige Beständigkeit nicht rauben. Wegen dieser Sinnbestimmung als Ort der Anbetung Gottes ist der Dom kein Museum, sondern ein lebendiges Werk, das viele Menschen anzieht. Er ist auch so für unsere Zeit ein Sinnbild für Festlichkeit, Zuverlässigkeit und bleibende Orientierung. Im August wird eine Sonderbriefmarke zum Domjubiläum ausgegeben.